„A. Lange & Söhne, Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte, Niederlassung Genf

Eine zu hohe Kostenstruktur, eine veraltete Produktionstechnologie in Verbindung mit einer verfehlten Modellpolitik brachte die einst so stolze und innovative Firma A. Lange & Söhne Mitte der 1920er Jahre an den Rand des Ruins. Da man den Trend des Marktes weg von der Taschen- und hin zur Armbanduhr gründlich „verschlafen“ hatte, sah die dritte Generation der Firmeninhaber, Otto Lange, Rudolf Lange und Gerhard Lange, keine andere Möglichkeit, als sich mit der Schweizer Konkurrenz in der Form zu verbinden, dass man hochwertige Schweizer Rohwerke aufkaufte, sie mit marginalen, meist optischen Veränderungen versah und dann mit A. Lange & Söhne signiert verkaufte. Dazu gründeten die Firmeninhaber die am 3. Juni 1927 unter den Aktenzeichen 650, Blatt 239 eingetragene Firma „A. Lange & Söhne, Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte, Niederlassung Genf in der Avenue du Mail“ zum Zweck „Fabrikation, Kauf und Verkauf von Uhren und Furnituren“. Hatte man zwanzig Jahre vorher noch eine Reihe in Glashütte ansässiger Firmen verklagt, weil sie Schweizer Rohwerke mit Glashütter Qualitätsprodukten wie z.B. Hemmungen ausstattete, kann man in dem hier gezeigten, mit A. Lange & Söhne signierten 16-steinigen Schweizer Werk mit Genfer Streifenschliff kein Glashütter Know-How mehr finden. Ohne die in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre anlaufende Kriegsproduktion an Marinechronometern und B-Uhren Kaliber 48 und 48.1 wäre es wohl um die traditionsreiche Firma A. Lange & Söhne schlecht bestellt gewesen. So konnte man die Genfer Filiale 1936 schließen und Dank der der lukrativen Aufträge aus der Rüstungsindustrie und dem Einsatz von Zwangsarbeitern bis zur Zerstörung des Fabrikgebäudes am letzten Tag des zweiten Weltkrieges, am 8. Mai 1945, gut verdienen.

Erstdokumentation A. Lange & Söhne 1a Frackuhr Nr. 79798

mit Schweizer Neusilberwerk und Weißgoldgehäuse

 

Die hier vorgestellte offene, 19-steinige, sehr flache Frackuhr im Schweizer Weißgoldgehäuse mit einem Feingehalt von 750/1000 stellt eine Besonderheit dar. Die in 1a Qualität gefertigte Uhr mit der Werk- und Gehäusenummer 79798 wurde von der Firma A. Lange & Söhne Glashütte bereits am 10. 11.1926 an die New Yorker Firma J. Wittner & Co für 120,- $ verkauft. Somit dokumentiert diese noch im Nummernsystem der Firma A. Lange & Söhne integrierte Uhr den Beginn des Vertriebs von in der Schweiz gefertigter Taschenuhren mit Rohwerken der Schweizer Firma Temper Watch (Schwab-Loeillet Andtempor). Vollendet wurden die Uhren von der Schweizer Manufaktur Interwatch Co. Genève. Im Genfer Handelsregister wurde am 03. Mai 1927 unter dem Aktenzeichen AZ 650 auf Blatt 239 die Firma "A. Lange & Söhne, Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte, Niederlassung Genf" in der Avenue du Mail eingetragen. Gegründet wurde sie mit dem Zweck "Fabrikation, Kauf und Verkauf von Uhren und Furnituren". Prokura erhielt Paul Piaget aus Neuchâtel.* Die Gründung dieser Firma erfolgte also erst sieben Monate nach dem Verkauf der hier vorgestellten Frackuhr, die noch die ZB-Signatur "A. Lange & Söhne Glashütte / Sa." hat. Nach Gründung der Firma in der Schweiz erfolgten Fertigung und Verkauf, gegen Schweizer Franken, in der Schweiz. Diese Frackuhren wurden dann mit "A. Lange & Söhne Glashütte / Genf" signiert.

* Klassik Uhren Nr.03 v. 2001 S.57/58

Herrentaschenuhr von "A. Lange & Söhne Genf" mit Schweizer Werk

Frackuhr im 14 Karat Weißgoldgehäuse der Firma A. Lange & Söhne, Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte, Niederlassung Genf

Die hier vorgestellte extra flache Frackuhr der am 03. Juni 1927 in Genf, Avenue du Mail, gegründeten Firma A. Lange & Söhne, Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte, Niederlassung Genf, mit der Werknummer 43572 wurde vermutlich im Jahr 1928 gefertigt und in ein 14 Karat Weißgoldgehäuse mit Druckboden eingeschalt. Das Rohwerk mit 3/4 Platine stammt von der Genfer Firma Inter Watch. Das Metallzifferblatt mit arabischen Zahlen und Stahlblau angelassenen Breguetzeigern ist versilbert.  Das 16 Steinige Neusilberwerk mit Goldschrauben-Kompensationsunruh und Breguetspirale hat einen Durchmesser von 43 mm. Nach den Fertigungsdaten dürfte die Uhr zur ersten Serie der neuen Firmengründung gehören.

Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.

Aktualisiert 28.03.2024

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild  mit Video hinterlegt
Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild mit Video hinterlegt

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