Die Ausbildung an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte erfolgte von Anfang an in Theorie und Praxis. Von den Schülern, die damals noch „Zöglinge“ genannt wurden, wurden über die Jahrzehnte, entsprechend der technischen Entwicklung auf dem Uhrensektor, die verschiedensten Exponate gefertigt.
Hier einige ausgewählte Beispiele: Präzisionspendeluhren, Präzisionspendeluhren mit elektr. Antrieb, Marinechronometer, Tischchronometer, Stutzuhren, Taschenchronometer, Drehganguhren (Tourbillon), Anker-Taschenuhren mit Bügelaufzug, Zylinderuhren, Gangmodelle für alle Gangarten und techische Zeichnungen.
Zusätzlich wurden auch Hilfsmittel wie Werkzeuge und Messgeräte angefertigt. Auch hierzu einige, ausgewählte Beispiele: Astatische Nadelpaare, Mikrometer, Unruhwaagen, Rädermesseinrichtung, Galvanoskope, Schneidkluppen, Schiebelehren, Windeisen, Winkel und Stellwinkel. Des Weiteren wurden auch komplizierte Reparaturarbeiten durchgeführt.
Anmerkung zur Definition einer Schülerarbeit an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte
Um als eine „Schülerarbeit“ eines Absolventen der Deutschen Uhrmacherschule bezeichnet zu werden, müssen nachfolgend genannte Anforderungen, verifizierbar erfüllt sein.
Nachweis und Zertifizierung von Schülerarbeiten
Die
Schülerarbeiten waren in den Jahren 1878-1883 Eigentum der Schule. Der Verkauf der Exponate kam der “Haushaltskasse“ der Schule zu Gute. Auf Beschluss des Aufsichtsrates der Deutschen Uhrmacherschule
Glashütte, vom 07. September 1883 gingen in der Folgezeit, die Schülerarbeiten in das Eigentum der Schüler über. Als Kompensation der Mindereinnahmen wurde in der gleiche Sitzung der
Beschlussgefasst, das Schulgeld zu erhöhen*.
* Quelle: Deutsche Uhrmacher-Zeitung Nr.19 v. 01. 10. 1884 S. 142
Diese Informationen eröffnen erstmals, zumindest teilweise die Chance frühe Schülerarbeiten der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte, die vor der Nummern- und Namenmäßigen Dokumentation in den Unterlagen der Schule gefertigt wurden zu identifizieren.
Die Exponate wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit von Beginn an durchnummeriert. Die Aufzeichnungen darüber sind, neben dem Schülerverzeichnis, in zwei erhalten gebliebenen handschriftlich geführten Schulbüchern bis 1951 dokumentiert.
Links: Verzeichnis der Schüler Rechts: Verzeichnis der Schülerarbeiten
Nach bisherigen Aussagen soll das Verzeichnis der Schülerarbeiten, aus bisher nicht geklärten Gründen, aber erst mit der Nr. 228, einer offenen Taschenuhr Kal. 43 im Goldgehäuse des „Zöglings“ Zech (oder Zeeh; je nach Quelle) aus dem Jahr 1885, beginnen. Insgesamt sollen nach bisherigen Veröffentlichungen in 73 Jahren von 1878 bis 1951 (in diesem Jahr wurde die Uhrmacherschule in eine Ingenieurschule für Feinwerktechnik umstrukturiert) rund 4410 Neuarbeiten angefertigt worden sein. Ein erheblicher Teil der Arbeiten waren dabei aber keine Uhren.
1978 wurde im Heft 4 der Fachzeitschrift „Alte Uhren“ auf Seite 303 nachfolgende Tabelle von an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte gefertigten Tourbillon-Uhren veröffentlicht. Diese Angaben stammen explizit aus den beiden Büchern der DUS Schülerarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die beiden Bücher als rechtmäßiges Eigentum des Rechtsnachfolgers der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte noch in der DDR, in der Glashütter Sternwarte. Der im Artikel als Quelle genannte Herr Sauerwald, der in der Sternwarte wohnte, hatte Zugang zu den in der Sternwarte aus Platzgründen ausgelagerten Archivmaterial und Exponaten der Ingenieurschule für Feinwerktechnik Glashütte (Sachs.), die aus der ehemaligen Deutschen Uhrmacherschule hervorgegangen war.
1985 veröffentlichte Kurt Herkner in Westdeutschland in seiner Publikation „Die Lehre an der Deutsche Uhrmacherschule – Ergänzungsband Geschichte der Schule Jahresaufstellung der Arbeiten Besondere Schülerarbeiten“ eine Fülle von Angaben, die aufgrund der Detailliertheit der Informationen ebenfalls explizit nur aus den beiden Büchern mit den Aufzeichnungen der Schülerarbeiten stammen können. Wie und auf welchen Wegen diese wichtigen historischen Unterlagen, deren Eigentümer nach wie vor die öffentliche Hand als Rechtsnachfolger der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte und der Ingenieurschule für Feinwerktechnik Glashütte (Sachs.) war und meines Erachtens auch noch ist, in die Bundesrepublik Deutschland und in die Hände von Kurt Herkner gelangt sind, ist nach wie vor ungeklärt.
Nur im Zusammenhang mit der Liste der Schüler der Deutsche Uhrmacherschule Glashütte, die sich im Deutschen Uhrenmuseum Glashütte befindet, und den beiden Büchern mit dem den jeweiligem Schüler zuzuordnenden Schülerarbeiten, kann eine Schülerarbeit vom dafür zuständigem Deutschen Uhrenmuseum ordnungsgemäß und verifizierbar zertifiziert werden. Vom 2019 verstorbenen Glashütter EHRENBÜRGER Kurt Herkner soll es die verbindliche Zusicherung gegeben haben, dass die beiden Schulbücher nach seinem Tod an das Uhrenmuseum Glashütte zurück gegeben werden. Das ist nicht erfolgt.
Mit Beginn der 1890er Jahre existierte an der Deutschen Uhrmacherschule auch der Ausbildungszweig Feinmechanik, in dem hauptsächlich elektromechanische Kenntnisse vermittelt wurden. Ausgebildet wurden in diesem Bereich, Fein- und Elektromechaniker. Die von den Schülern ausgeführten Arbeiten wurden auch im chronologisch geführten Nummernsystem der Schülerarbeiten dokumentiert. Gefertigt wurden z. B Stromwender verschiedener Art, Umschalter für Schwach- und Starkstrom, Ausschalter, Blitzschutz- Vorrichtungen verschiedener Systeme, Morse-Taster, Bussolen, Telegraphenglocken, Fortschell-Klingeln /auch mit langsamen Schlag), gewöhnliche Relais, polarisierte Relais nach Siemens, Hughes-Relais in kleiner und großer Form, polarisierte Relais mit drehbaren Kernen, astatische Nadeln, Wheatstonsche Meßbrücken, Telegraphen-Stationen, Rheostate, Induktions-apparate, Galvanometer, Differential-Galvanometer mit Kurbel-Rheostat, Galvanoskope, Schalttafeln verschiedener Art und Größe, Tableaukasten, Widerstandskasten, Batterie-Wähler, Entmagnetisierungs-maschinen, Dynamomaschinen-Modelle, Uhrstell-Apparate, Themostaten, Heliostaten, verschiedene physikalische Apparate und ähnliches mehr. 1913 wurde eine separate Abteilung für Feinmechanik an die Schule angegliedert, die nach dem 1. Weltkrieg wieder ausgegliedert und der Gewerbeschule zugeordnet wurde.
Auszugsweise, beispielhafte, Dokumentation aus den Schulbüchern
Die Exponate wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit von Beginn an durchnummeriert. Die Aufzeichnungen sind, neben dem Schülerverzeichnis, in zwei erhalten gebliebenen hand- schriftlich geführten Schulbüchern bis 1951 dokumentiert: Die Nummerierung beginnt, aus bisher nicht geklärten Gründen, aber erst mit der Nr. 228, einer offenen Taschenuhr Kal. 43 im Goldgehäuse des „Zögling“ Zech (oder Zeeh; je nach Quelle) aus dem Jahr 1885.
Insgesamt sollen nach derzeitiger Quellenlage in 73 Jahren von 1878 bis 1951, in diesem Jahr wurde die Uhrmacherschule in eine Ingenieurschule für Feinwerktechnik umstrukturiert, rund 4410 Neuarbeiten angefertigt worden sein. Ein erheblicher Teil der Arbeiten, waren dabei aber keine Uhren.
Für eine Sonderfertigungsserie von 36 Tourbillon-Taschenuhren sollen zusätzlich zur laufenden Schulnummer Sondernummern von 1 bis 36 vergeben worden sein, Die Nummern sollen im Anhang des zweiten Schulbuches (1928-1951) dokumentiert sein. [3]. Bisher fehlt aber dazu ein veriviierbarer Beleg
Anmerkungen zur Art und Stückzahl von Schülerarbeiten der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte Sa..
In einer ganzen Reihe von Presseveröffentlichungen der Deutschen Uhrmacherschule wurden ganz konkrete Angaben darüber gemacht, welche Schülerarbeiten in welchen Stückzahlen im vergangenen Schuljahr angefertigt wurden. Das derzeit zur Verfügung stehende verifizierbare Material reicht aber noch nicht aus einen allumfassenden, detaillierten Überblick über die Art und Stückzahl der Schülerarbeiten von 1878 bis 1951 zu geben. Aus Presseinformationen, aber auch aus einer Reihe von vorliegenden originalen Jahresberichten der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte, ist zu entnehmen, dass die Art und Anzahl der jeweiligen Schülerarbeiten obligatorischer Bestandteil der Jahresberichte an die Schulträger, den Zentralverband der Deutschen Uhrmacher und das zuständige Ministerium des Landes Sachen waren. Derzeit laufen Bemühungen in verschiedenen Archiven weitere Jahresberichte der DUS aufzufinden. Es ist Chronistenpflicht, darauf aufmerksam zu machen, dass es im Vergleich der Angaben aus den vorliegenden Presseveröffentlichungen und den originalen Jahresberichten der Uhrmacherschule mit der in Kurt Herkners Buch „Die deutsche Uhrmacherschule“ aus dem Jahr 1985 auf den Seiten A16-A18 veröffentlichten Übersicht „Schülerarbeiten nach Jahren zusammengestellt“ so gravierende Differenzen gibt, dass ein Zitieren aus dieser Übersicht nicht ratsam ist. Auch ist der Autor dem Leser einen verifizierbaren Quellenbeleg für die in der Übersicht gemachten Angaben schuldig geblieben. Als Vergleichsbeispiele dienen die Jahre 1929, 1930, 1932 und 1937 - 1941.
DUS Schuluhr von Hugo Müller aus dem Jahr 1885
Der per Hand gravierte, vergoldete Unruhkloben
mit einer Rücker Feinregulierung
Deutsche Uhrmacherschule Glashütte
Schuluhr Nr. 396
Die hier vorgestellte 20-steinige Herrentaschenuhr wurde 1887 von dem Uhrmacherschüler Carl
Mellinghaus
an der Deutschen Uhrmacherschule zu Glashütte in Sachsen
in 1a Qualität gefertigt und in ein Silbergehäuse mit einem Feingehalt von 900/1000 eingeschalt. Der am 08.12.1864 in Herdecke geborene Carl Mellinghaus besuchte die Deutsche Uhrmacher Schule vom 01.09.1986 bis 28.02.1887
und fertigte neben der vorgenannten Schuluhr mit der Nr. 396 auch noch ein Mikrometer mit der Nummer 394. 136 Jahre nach ihrer Fertigstellung befindet sich diese Glashütter Präzisionstaschenuhr mit Aufzug am Bügel und einer Glashütte Ankerhemmung noch in einem hervorragenden Erhaltungszustand. Ein interessantes Detail ist auch, dass die
Schultaschenuhren in der Regel mit dem von Moritz Großmann verwendeten Zeigerstellmechanismus und
Malteserkreuz-Stellung gefertigt wurden. Die
besondere Sorgfalt, mit der diese Taschenuhren unter strenger Aufsicht des Lehrpersonals gefertigt wurden, stellt sie in der Qualität der Ausführung durchaus auf eine Stufe mit den Glashütter
Präzisionstaschenuhren der Firmen A. Lange & Söhne, J. Assmann, Adolf Schneider und Moritz Grossmann.
Deutschen Uhrmacherschule Glashütte - Schuluhr von Max Weiss
1887
Vom 01. Mai 1886 bis 30. April 1888 besuchte der am 13. Juli 1864 geborene Max Weiss, als Schüler mit der Schulnummer 264 die Deutsche Uhrmacherschule Glashütte. Während dieser Zeit fertigte er
eine offene Ankertaschenuhr mit Aufzug am Bügel mit der Schulnummer409 und ein Seechronometer mit der Schulnummer 469.
Bei der hier vorgestellten offenen Schuluhr Nr. 452 des Schülers der Deutschen Uhrmacherschule, Max Jungnickel, handelt es sich um eine Uhr mit einem 20-steinigen vergoldeten Werk Glashütter Bauart vom Kaliber 43. Das Silbergehäuse hat auf dem äußeren Deckel eine Gravur mit den Initialen "M J" und auf dem Staubdeckel eine fein ausgeführte Gravur, die dem Glashütter Graveur Gustav Gessner zuzurechen sein dürfte. Der Feingehalt des Silbergehäuses beträgt 900/1000. Der am 02. Juli 1870 in Glashütte geborene Max Jungnickel besuchte die Deutsche Uhrmacherschule Glashütte vom 01. Mai 1885 bis 31. Mai 1888. Während seiner Schulzeit fertigte Max Jungnickel außer der vorgestellten Taschenuhr noch eine Stutzuhr mit der Schulnummer 437 und ein Rädermaß mit der Nr. 523.
1893 offene Glashütter Schuluhr von Franz Gotthelf Bär
Der am 03. April 1874 in Freiberg/Sachsen geborene Franz Gotthelf Bär fertigte während seiner Schulzeit an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte vom 07. Mai 1892 bis 22. Juli 1893 u. a. die hier vorgestellte offene Glashütter Ankeruhr mit der Schulnummer 814. Weiterhin wurde von ihm in dieser Zeit ein Gangmodell mit Chronometerhemmung mit der Schulnummer 852 und diverse technische Zeichnungen vollendet. Eingeschalt wurde das 20-steinige Werk mit einer Rücker-Feinregulierung in ein offenes Sibergehäuse mit einer meisterhaft ausgeführten Gravur auf der Küvette. Die Uhr befindet sich nach 130 Jahren noch immer in einem ausgezeichneten, originalen Erhaltungszustand. Uhren, die von ehemaligen Schülern der Uhrmacherschule nach ihrer Schulzeit gefertigt wurden, sind keine Schuluhren. Da gar nicht so selten Taschenuhren als Schuluhren der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte angeboten werden, die in Wirklichkeit keine sind, empfiehlt es sich zur Sicherheit einen, allerdings kostenpflichtigen, Archivauszug vom Deutschen Uhrenmuseum Glashütte einzuholen.
Der gute Ruf der Schule reichte schon vor 1900 bis ans andere Ende der Welt. So besuchte zum Beispiel der am 17.03.1882 in Santiago geborene Herr Alfred Dreyse aus Chile von 1902 bis 1904 erfolgreich die Deutsche Uhrmacherschule in Glashütte.
Als seine Schülerarbeiten sind heute noch am Deutschen Uhrenmuseum Glashütte unter der Nummer 1.495 eine Anker-Taschenuhr mit Bügelaufzug, mit Nummer 1.466 ein Mikrometertaster und unter der Nummer 1.567 ein astatisches Nadelpaar nachweisbar.
Ein Taschenuhrwerkfragment mit der Schulnummer 1495 des Schülers Alfred Dreyse wurde von einem bekannten Mannheimer Auktionshaus, in der 72 Auktion, als Lot 2, im Mai 2006 versteigert. Bei der nachfolgend gezeigten kompletten Tascheuhr handelt es sich also um eine Mariage. Damit ist zumindest das Uhrwerk erhalten geblieben.
Deutsche Uhrmacherschule Glashütte, Schuluhr Nr. 1709 von 1906
1906 fertigte der Schüler Wilhelm Eisenhardt an der Deutschen Uhrmacherschule die hier mit dem originalem Etui vorgestellte, offene Glashütter Taschenuhr Nr. 1709 im 55mm großen Silbergehäuse, Typ Lucia mit einem Feingehalt von 900/1000. Das 20-linige, körnig vergoldete Werk wurde in der höchsten Qualitätsstufe 1a mit 20 Rubinen, Rücker-Feinregulierung und verschraubten Goldchatons gefertigt. Das dreiteilige Emailzifferblatt und das Werk sind wie bei den Glashütter Schuluhren üblich mit dem Namen des Schülers signiert. Auf der Dreiviertelplatine ist auch das Jahr der Vollendung der Uhr zu sehen. So Komplett mit Etui und dem Schulzeugnis sind nur noch wenige der Glashütter Schuluhren erhalten und stellen deshalb für Sammler schon etwas Besonderes dar.
1906 - Zwei Schülerarbeiten des Schülers Rudolf Martin an der
Deutschen Uhrmacherschule Glashütte
Der am 12. Oktober 1885, im Hessischen Alsfeld geborene Rudolf Martin besuchte die Deutsche Uhrmacherschule in Glashütte vom 01. Mai 1905 bis 12. Oktober 1906. Während dieser Zeit fertigte er als Schüler arbeiten, ein Chronometergangmodell mit der Schulnummer 1693, ein astatisches Nadelpaar mit der Schulnummer 1715 und eine Ankertaschenuhr mit Aufzug am Bügel mit der Schulnummer 1724.
Taschenuhr mit Ankergang; Schulnummer 1724
Der am 10. Juni 1890 geborene Otto Gruner besuchte die Deutsche Uhrmacherschule Glashütte vom 01. Mai 1904 bis 27. April 1907. Die von ihm gefertigte Präzisionspendeluhr hat die Schulnummer 1754. Das facettierte, frontverglaste Eichen-gehäuse hat bei einer Breite von 51 cm, eine Höhe von 229 cm und eine Tiefe von 27 cm. Bei dem Werk handelt es sich um ein zaponiertes 4-Pfeilerwerk. Der Antrieb erfolgt durch Gewicht über eine seitliche Rolle. Gefertigt wurde das Werk mit saphirchatonierten Grahamanker und Ankerrad. Bei dem Pendel handelt es sich um ein DRGM-Nr. 258168/275125 Einzylinder-Nickelstahl-Kompensations-pendel der Firma Strasser & Rhode. Die sehr gut im Originalzustand erhaltene Präzisionspendeluhr befindet sich in Privatbesitz.
Während seiner dreijährigen Schulzeit fertigte Otto Gruner folgende Exponate:
1909 Deutsche Uhrmacherschule Glashütte - Schuluhr Nr. 1938
Gefertigt wurde diese Taschenuhr Glashütter Bauart mit der Schulnummer 1939 von dem 1889 im heutigen Ústí nad Labem, dem früherem
Außig, geborenen Schüler Richard Richter. Er absolvierte die 1878 als Fachschule des Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher
gegründete Deutsche Uhrmacherschule Glashütte vom 2. Mai 1908 bis 28. April 1909. Das in 1A
Qualität gefertigte 20-steinige Werk von Kaliber 43 wurde, was für Schuluhren aufgrund der hohen Kosten relativ selten war, in ein mit dem Monogramm des Schülers graviertes Goldgehäuse eingeschalt.
Die Gravuren der Gehäuse für Schüler der Uhrmacherschule wurden häufig von der Glashütter Firma Gessner durchgeführt.
Der 1897 geborene Paul Rau aus Banja Luka (Bosnien) absolvierte die Deutsche Uhrmacherschule unmittelbarvor und zu Beginn des 1.Weltkrieges in den Jahren 1913 bis 1915. Neben dem gezeigten Mikrometer fertigte erauch noch ein Ankermodell mit der Nummer 2638.
Glashütter Gangmodelle der verschiedenen Gangarten wurden schon vor der Gründung der Deutschen Uhrmacherschule 1878 in Glashütte von der Firma „Moritz Grossmann“ zu Lehr- und Anschauungszwecken für Uhrmacher, Lehrlinge und als Schaufensterdekoration gefertigt. Nach dem Tod von Moritz Großmann im Jahr 1886 wurde diese Tradition in der Uhrmacherschule, dessen Direktor von 1886 bis 1917 sein Schüler Ludwig Strasser war, fortgesetzt. Ganze Generationen haben die verschiedensten Gangmodelle als Schülerarbeiten gefertigt. Das hier gezeigte Ankergangmodell mit der Schulnummer 2738 wurde 1916 von der Absolventin der Uhrmacherschule Helene Mayer vollendet. An diesem Modell kann man sehr schön sehen, dass nicht nur der von den Glashütter Protagonisten der ersten Jahre Adolf Lange, Moritz Großmann, Adolf Schneider und Julius Aßmann entwickelte Glashütter Ankergang gefertigt, sondern auch vielfach mit Formen, Materialien und den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen experimentiert wurde. Letztendlich war es auch immer Ziel neben einer perfekten feinen Vollendung bessere Gangergebnisse zu erreichen. Der hier von Helene Mayer gefertigte bimetallische Anker ohne Paletten mit der beim Schweizer Ankergang üblichen Begrenzung des Ankerweges und dem goldenen Ankerrad ist ein schöner Beleg dafür.
Fritz Röhrich 1921 - Glashütter Zangenmikrometer
Eine hervorragende Dokumentation mit historischem Hintergrund
von Jochen Müller
Vorgestellt wird hier ein vom späteren Sinziger Uhrmachermeister Karl Hoffmann 1923/24 an der Deutschen Uhrmacherschule gefertigtes Meisterstück eines Ankerhemmungsmodelles mit der Schulnummer 3075.
Karl Hoffmann wurde am 20.07.1905 in Sinzig am Rhein geboren und absolvierte in der schwierigen Inflationszeit 1921 bis 1924 die Glashütter Meisterschule, an der viele bedeutende Uhrmacher wie Alfred Helwig, der zeitgleich an einer seiner Erfindungen, dem fliegenden Tourbillon arbeitete, lehrten.
1922 trat er der heute noch aktiven Schülervereinigung Saxonia bei, der er auch noch 1938 angehörte, wie ein Mitgliederverzeichnis belegt. Während seiner Ausbildung fertigte Karl Hoffmann noch weitere interesante Arbeiten an.
Ein Mikrometer mit der Schulnummer 3100, ein astatisches Nadelpaar und eine Lepine Anker Taschenuhr Kaliber 43, beides mit der Schulnummer 3124
In den 1930er Jahren führte Karl Hoffmann ein Geschäft am Markt 80 in Sinzig. Auch nach dem 2. Weltkrieg konnte der Uhrmachermeister Karl Hoffmann noch einmal mit einem Uhren-, Schmuck- und Porzellangeschäft an exponierter Stelle im damals modernsten Gebäude von Sinzig am Markt 15/17 und einer Filiale in Bonn /Bad Godesberg in der Nähe der Amerikanischen Botschaft geschäftliche Erfolge verzeichnen.
Der Berliner Uhrmachermeister Holger Blumensath erläutert die Funktionsweise und die Zweckbestimmung des Geräte.
Diese Arbeit wurde von einem namentlich noch nicht bekannten Schüler gefertigt. Der gedrechselte Fuß stammt noch aus der Werkstatt des Glashütter Kunsttischlers Arthur Guricke, der für viele Schülergenerationen der Uhrmacheschule die für ihre Modelle erfoderlichen Untergestelle gefertigt hat.
Hans Apel war bis 1926 Schüler an der Deutschen Uhrmacherschule.
Zur Abschlußfeier 1926 erhielt er für seine gezeigten Leistungen eine Auszeichnung. Daz
heisst es im Bericht der Deutschen Uhrmacher-Zeitung über die Abschlussfeier
…. „In seiner an die Unterrichtsproben sich anschließenden Ansprache gab Oberstudiendirektor Dr. Giebel eine übersichtliche Darstellung des Schulbetriebes und behandelte die im verflossenen Schuljahre erzielten Erfolge, die es ermöglicht haben, eine Reihe Auszeichnungen an tüchtige Schüler zu verleihen. Eine Anerkennungsurkunde aus der Großmann-Stiftung für hervorragende Leistungen in der Präzisionsuhrmacherei sowie eine Buchprämie der ,.Urania" erhielt der Schüler Hans Apel.“
Taschenuhr im Silbergehäuse mit fliegend gelagerten Tourbillon. Gefertigt 1927 an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte als Meisterstück von Hans Apel 1905*- 1958†
1927
Fliegendes Tourbillon Gangmodell von DUS Schüler Adolf Vossgerau
Das hier vorgestellte Gangmodel eines fliegenden Tourbillons mit Chronometerwippe wurde von dem Schüler der Deutschen Uhrmacherschule Adolf Vossgerau aus Oldenburg 1927 vollendet. Die Nummer der Schülerarbeit für das Gangmodell ist 3495. Adolf Vossgerau besuchte die Deutsche Uhrmacheschule vom 10. Mai 1927 bis 30. April 1928. Außer dem Gangmodell fertigte er auch noch eine offene Glashütter Taschenuhr mit Aufzug am Bügel mit der Schulnummer 3526 an. Seine Schülernummer war 1462. Die Meisterprüfung legte er im Jahr 1940 ab.
Deutsche Uhrmacherschule Glashütte - Schülerarbeit 1928
von Adolf Vosgerau
Adolf Vosgerau besuchte die Deutsche Uhrmacherschule Glashütte in der Zeit vom 10. Mai 1927 bis zum 30. April 1928. Während seiner Schulzeit fertigte er neben der hier mit der Schulnummer 3526 vorgestellten offenen Glashütter Ankeruhr, Kaliber 43, auch noch ein Chronometer-Tourbillon-Gangmodell mit der Schulnummer 3495. Das Silbergehäuse der Schuluhr wurde von dem Glashütter Gehäusemachermeister Karl Richter gefertigt. Adolf Vosgerau war mit dem Namen "Gambrinus" auch Mitglied der Schülervereinigung "Saxonia". Auf dem Bild der Saxonen von 1928 ist er als Fahnenträger zu sehen. Für die Schülerarbeiten der Glashütter Uhrmacherschule wurden fortlaufende Nummern vergeben und die Objekte damit gekennzeichnet. Meist befindet sich auch der Name des Schülers und das Jahr der Vollendung auf der Arbeit. Diese Angaben dienen heute u.a. als Beleg für eine echte Schülerarbeit.
Deutsche Uhrmacherschule Glashütte
Schuluhr von Georg Schallwig gefertigt 1932
Im Alter von 24 Jahren besuchte der aus Nimtsch stammende Uhrmacher Georg Schallwig zur Vervollkommnung seiner Fähigkeiten in den Jahren 1931/32 die Deutsche Uhrmacherschule. Während dieser Zeit fertigte er neben der hier vorgestellten 16-steinigen Glashütter Taschenuhr Kaliber 43 noch ein Ankergangmodell Nr. 3747 sowie ein Tischchronometer mit der Schulnummer 3774. Wer in der Lage war ein Chronometer zu fertigen, hatte damit ganz besondere Fähigkeiten als Uhrmacher nachgewiesen. Bei einer ganze Reihe von Bestandteilen der Taschenuhr kann man aufgrund ihrer Formgebung, Materialwahl und der besonders feinen Vollendung das hervorragende Können des Fachmannes erkennen. Auch das versilberte Zifferblatt mit den aufgesetzten Indizes und der einer B-Uhr entsprechenden großen, dezentralen Sekunde lässt die persönliche "Handschrift" erkennen. Eine besondere Ehre wurde Georg Schallwig schon zu Beginn seiner Schulzeit im Mai 1931 mit der Wahl zum Präsidenten der Schülervereinigung "Saxonia" zuteil. Nach seiner Schulzeit bekam er eine Anstellung bei der bekannten Münchner Firma Andeas Huber bevor er später nach Hamburg übersiedelte und seine eigene Firma gründte.
Seit 1931 fand an der Deutschen Seewarte Hamburg , zusätzlich zu den seit 1877 durchgeführten Konkurrenzprüfungen für See-Chronometer, an der sich ab 1886, mit der Firma A. Lange & Söhne auch Glashütter Firmen beteiligen, eine Wettbewerbprüfung für Präzisions-Taschenuhren statt. Diese Prüfungen bezogen vornehmlich auf hochwertige Uhren für wissenschaftliche Zwecke und für den Gebrauch in der Nautik und Luftfahrt erstrecken (Sonderklasse und I. Klasse) und in beschränktem Umfange auf Uhren für allgemeinen Gebrauch (II. Klasse). Diese letzteren sollten durch ein Mindestmaß individueller Behandlung noch als Präzisionsuhren angesprochen werden können.
An der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte wurde schon seit einer ganzen Reihe von Jahren die Herstellung besonders feiner und oft auch eigenartig konstruierter Taschenuhren gepflegt. Gewissermaßen zu einer besonderen Spezialität der Schule sind die von Studienrat Alfred Helwig entwickelten Drehgang-Uhren (Tourbillon) geworden. Eine dieser Uhren, die als Gemeinschaftsarbeit von Alfred Helwig und seinen Schülern angefertigt wurde, hatte bei der 3. Seewarten- Prüfung 1933, zusammen mit einer 2. Glashütter Präzisionstaschenuhr, einem Chronometer-Tourbillon, das in den Besitz des Bayerischen Staates übergegangen ist (Bayerisches National-Museum), den Preis der Sonderklasse bekommen.
Bei der ersten Uhr handelte es sich um ein Anker-Tourbillon vereinfachter Bauart.
Die Uhr wurde als 52er Deckuhr, offen, ausgeführt und mit Auf- und Abzeiger versehen, wie es für diese Uhren vorgeschrieben war. Sie befand sich in einem einfachen silbernen Gehäuse.
Durch die infolge der Konstruktionsweise ermöglichte besonders große Unruh wurde ein außerordentlich gleichmäßiger Gang erreicht. Besonders unterstützt wurde dies noch durch die Anordnung von zwei sehr großen Federhäusern, die parallel geschaltet sind. Die verhältnismäßig dünnen Federn erlaubten bei vollem Aufzug 9 Umgänge, von denen aber nur 4 benutzt werden. Beide Federhäuser wirkten auf das Minutentrieb, welches 12 Zähne hatte. Die Anordnung war so getroffen worden, daß die Zähne beider Federhäuser nacheinander zum Eingriff kamen, woraus sich eine außerordentlich gleichmäßige Kraftübertragung ergabt. Es hatte etwa die Wirkung, als wenn ein Minutentrieb mit 24 Zähnen verwendet würde.
Nach der Preisverleihung in der Sonderklasse, durch die Deutsche Seewarte Hamburg, wurde an der Uhrmacherschule gemeinsam mit Lehrern und Schülern beraten, was mit dieser Uhr, die ja hauptsächlich für wissenschaftliche Zwecke und für den Gebrauch in der Nautik und Luftfahrt, konstruiert worden war, zu geschehen hatte.
Erbauer und Schulleitung kamen überein, sie dem Deutschen Reichskanzler Adolf Hitler, allerdings nicht als Privateigentum, sondern als Dienstuhr für die Reichskanzlei und mit der Bitte, sie bei wichtigen Veranstaltungen, wie es z. B. bei Zeppelin-Weltflügen oder auch Arktisflügen , als Leihgabe für die Beobachtungen zur Verfügung zu stellen. Angeregt wurde auch, sie unter Umständen bei wichtigen wissenschaftlichen Unternehmungen befreundeter Länder, ebenfalls als Leihgabe zur Verfügung zu stellen.
Die vorab beschriebene Uhr die ja als Gemeinschaftsarbeit von Schülern der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte gefertigt worden war, sollte ja als wissenschaftliche Uhr, auch als solche zu Einsatzkommen. Das geschah auch, denn sie wurde als Dienstuhr auf dem größten deutschen Luftschiff dem LZ 129 "Hindenburg", zu navigatorischen Zwecken, verwendet.[4] Ob sie 1937 den Brand und den Absturz in Lakehurst überstanden hat, oder zerstörtwurde ist nicht bekannt.
1938
Das 4000. an der Deutschen Uhrmacherschule gefertigte Arbeitsstück
Das an sich vorbildlich konstruierte Glashütter Raumnutzwerk ist hier von Theo Lübeck im Sinne der Glashütter Präzisionsuhrmacherei umgebaut, verbessert und fein vollendet worden. Dabei wurde von ihm auch darauf geachtet, dass eine serienmäßige Fabrikfertigung möglich ist.
Ankergangmodell des DUS Schülers Karl-Heinz Sandtvos 1939
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliege, entsprechend ergänzt.
[1] Leipziger Uhrmacher Zeitung Nr.19 v. 01. 0kt. 1911 S.309
[2] Die Uhrmacher-Woche Nr. 52 v. 1926 S.268-270
[3] Fachzeitschrift Uhren und Schmuck Heft 3/1983 S.76-79
[4] Die Uhrmacherkunst Nr.38 v.18. Sept. 1936 S.523