Die in Dresden, Waisenhausstraße 27, ansässige Uhrengrossistenhandlung Dürrstein & Co. vertrieb bereits Mitte der 1870er Jahre neben Schweizer Fabrikaten auch ein großes Sortiment der von Lange & Söhne gefertigten Präzisionsuhren.
Von Anbeginn an hatten die beiden Brüder Johannes und Friedrich Dürrstein bei der Firma Lange daraufhin gewirkt, Präzisionstaschenuhren aus Deutscher Produktion zu einem günstigeren Preis zu fertigen um eine breitere Käuferschicht für diese Uhren gewinnen zu können. Dabei handelte es sich um die bekannte Marke Deutsche Uhren-Fabrikation – Glashütte (DUF), die man durchaus als Erfolgsmodell der Firma Lange bezeichnen kann.
1882 - Nicht die Firma A. Lange & Söhne, sondern die Firma Dürrstein & Co. war der Initiator der von Prof. C. Graff entworfenen, gesetzlich geschüzten Taschenuhrgehäuse im deutschen Renaissancestil.
Es bedurfte einer großen Überzeugungskraft der Gebrüder Dürrstein, eines eisernen Willens, viel Geduld, Ausdauer und des notwendigen Kapitals um das Projekt einer eigenen nach moderneren Fertigungsmethoden arbeitenden Präzisionsuhrenfabrik in Glashütte zu realisieren. Seit Ende der 1870er Jahre wurden über ein Jahrzehnt lang systematisch die Voraussetzungen dafür geschaffen, mit der aus den USA stammenden, moderneren Technologie der Schablonenuhrfertigung auch Präzisionsuhren, die den Glashütter Qualitätsmaßstäben entsprachen, industriell herzustellen und damit in Konkurrenz zu den althergebrachten Fertigungsmethoden zu treten. Die Zielstellung war es, durch einen höheren Automatisierungsgrad und einer stärkeren Arbeitsteilung in höheren Auflagen und einen größeren Markt, preiswertere, qualitativ hochwertige Glashütter Präzisionstaschenuhren zu fertigen.
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1892 - Kontroversen zwischen Johannes Dürrstein und Emil Lange
Im Jahr 1892 nehmen die seit 1875 zur Firma A. Lange & Söhne bestehenden, auf einen Exklusivvertrag beruhenden Geschäfts- beziehungen, die der Firma Dürrstein & Co. Rabatte einräumt, erheblichen Schaden. Die Firma Dürrstein & Co. hatte sich über zehn Jahre in der Schweiz eine eigene Uhrenfertigung auf der Grundlage der modernen Schablonenuhrfertigung, deren Aufbau in Glashütte mit der Firma A. Lange & Söhne nicht zu realisieren gewesen war, aufgebaut. Schritt für Schritt wurde die Qualität der Schablonenuhrfertigung der Glocken Union Uhren soweit verbessert, dass sie zu Beginn der 1890er Jahre, ausgestattet mit den aus dem Glashütter Verlagssystem zugekauften und eingebauten Hemmungspartien, die an Präzisionsuhren gestellten Anforderungen erfüllen konnten. Das veranlasste die Firma Dürrstein im Oktober 1892 das Spitzenprodukt, die 1. Qualität der Glocken Union Uhren, als "Glashütter Uhr" zu bewerben. Allerdings geschah das nur ein einziges Mal im Allgemeinen Journals der Uhrmacherkunst. Die gefährliche Konkurenz witternd, hatte das wohl den "Glashütter Platzhirsch" aufgescheucht und zu entsprechenden Gegenreaktionen herausgefordert, denn nur eine Ausgabe später war "Glasütte und Union" durch einen dünnen Strich getrennt. Das reichte dann aber wohl doch nicht, denn vier Wochen nach der ersten Werbeaktion für eine Glashütter Glocken Union Uhr erschien im gleichen Publikationsorgan die neue Werbung, die die Glocken Union Uhren als Schweizer Fabrikat auswies, was der ausgezeichneten Qualität und dem wesentlich günstigeren Preis gegenüber vergleichbaren Produkten der Firma A. Lange & Söhne keinen Abbruch tat. Der Bruch war also da. Die Firma Lange kündigte den Exklusivvertrag und die Firma Dürrstein verlegte einen Teil Ihrer Schablonenuhrfertigung nach Glashütte und gründete am 1.1.1893 die Firma "Uhrenfabrik Union Glashütte". Spätestens zu dieser Zeit traf der Generationen später so populär gewordene Spruch "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" auf die alt eingesessene Firma A. Lange & Söhne, die sich seit 1877 konsequent gegen die moderneren Fertigungsmethoden gestemmt hatte, zu. Die qualitativ hochwertigen nun in Glashütte gefertigten Uhren der Firma Union, konnten sich von nun an ungestraft Glashütter Präzisionsuhren nennen und weil preiswerter als die Konkurenz sich auch sehr schnell entsprechende Marktanteile erobern. Konkurenz belebt eben das Geschäft und nicht Protektionismus.
Die Uhren der Uhrenfabrik "Union Glashütte" sind nicht zu verwechseln mit der „sogenannten Glocken-Union“ mit einer von 5 Sternen umgebenen Glocke als Marken- zeichen. Diese Taschen- uhren sind von der Firma Dürrstein & Co. in ihrer Fabrik in der Schweiz als Schablonenuhr in verschiedenen Qualitätsstufen gefertigt und auch in Deutschland vertrieben worden. Sie wurden zum Teil auch nach Glashütter Bauart gefertigt, sind aber nach der Glashütte Regel keine "Glashütter Präzisionsuhren".
Die Glashütter Taschenuhren der Marke UNION waren nur eine der verschiedenen Marken unter denen die Dresdener Firma Dürrstein & Co. Taschenuhren verschiedener Qualitäten und Preisstufen vertrieb.
Nur die ab 1893 von der Firma "Uhrenfabrik Union Glashütte" in Glashütte gefertigten Taschenuhren sind Glashütter Präzisionstaschenuhren im Sinne der Glashütte Regel und können auch als solche bezeichnet werden.
Die Bestrebungen Dürrsteins gingen aber weiter und fokussierten sich auf die Errichtung einer eigenen Uhrenfabrik in Glashütte. Mit einer eigenen Fabrikation wollte Dürrstein neue Maßstäbe im Präzisionsuhrenbau setzen. Dazu war es notwendig bei der Auswahl der Mitarbeiter sehr genau darauf zu achten, dass sie möglichst alle die von den damals bekannten Uhrenherstellern geforderten technischen Graduierungen beherrschten. In vorerst angemieteten Räumen begann man am 1. Januar 1893 bei der Uhrenfabrik Union Glashütte mit der Produktion. Damit war der Grundstein der Marke Union Glashütte gelegt. Die Werke waren mit „Glashütter Uhrenfabrik Union“, die Zifferblätter zu Beginn mit "Uhrenfabrik Union Glashütte bei Dresden" und später mit „Uhrenfabrik Union Glashütte in Sachsen“ gekennzeichnet.
Dokumentation und Beleg für den Übergang eines Teils der Fertigung der Schweizer Schablonenuhrfertigung der Marke Union mit der Schutzmarke "Glocke mit fünf Sternen", der Dresdener Großhandelsfirma Dürrstein & Co., zu Beginn des Jahres 1893 nach Glashütte und der damit verbundenen Gründung der "Uhrenfabrik Union Glashütte".
Oberes Werk: Union Glocke Nr.12586
Unteres Werk: Union Glashütte Nr.12624
Als wesentlichste Veränderung ist beim unteren Werk, die Verwendung einer Glashütter Hemmung zu erkennen. Die Fertigung dieser Werksvariante mit 12-tausender Nummernfolge ist derzeit zumindest bis Anfang
1894 nachweisbar. Es handelt sich dabei um die ersten Taschenuhren der Firma Union Glashütte. Werkseitig leicht erkennbar auch durch den innen am Unruhkloben liegenden Befestigungspunkt der
Endkurve der Breguetspirale. Bei
Uhren Schweizer Fertigung liegt dieser Ansteckpunkt an der äußeren Seite.
Linkes Bild: Erste Punzierung Union 1893-1894
Rechtes Bild: Punzierung ab 1894
Diese Savonette Taschenuhr im 585er Goldgehäuse mit der Werknummer 12624 wurde mit dem aus der Schweizer Uhrenfabrik von Johannes Dürrstein teilweise nach Glashütte verlagerten modernen Maschinenpark in Glashütte als komplette Glashütter Präzisionstaschenuhr in den ersten Monaten des Bestehens der neu gegründeten Dürrsteinchen Fabrik 1893 in Glashütte gefertigt. Diese ersten Uhren haben noch nicht den erst ab 1894 verwendeten stilisierten Tempel als Fabrik- bzw. Schutzmarke der Uhrenfabrik Union und wurden auf dem Zifferblatt auch noch mit „Uhrenfabrik Union Glashütte bei Dresden“ signiert. Die Glashütter Hemmungspartie mit Breguetspirale, Goldanker, Goldankerrad, Kompensationsunruh und Schwanenhals-Feinregulierung wurde wie von den anderen Glashütter Herstellern auch von der Glashütter Verlagsindustrie bezogen. Das 16-steinige, vergoldete Dreiviertelplatinenwerk mit gebläuten Werkschrauben hat einen Durchmesser von 43 mm. Das Emailzifferblatt besteht aus zwei Teilen und hat arabische Zahlen und Goldzeiger im Stiel Louis XV.
Die hier vorgestellte offene Taschenuhr mit der Werknummer 12776 wurde mit dem aus der Schweizer Uhrenfabrik von Johannes Dürrstein teilweise nach Glashütte verlagerten modernen Maschinenpark in Glashütte als komplette Glashütter Präzisionstaschenuhr im ersten Jahr des Bestehens der neu gegründeten Dürrsteinchen Fabrik 1893 in Glashütte gefertigt. Diese ersten Uhren hatten noch nicht den erst ab 1894 verwendeten stilisierten Tempel als Fabrik- bzw. Schutzmarke der Uhrenfabrik Union und wurden auf dem Zifferblatt auch noch mit „Uhrenfabrik Union Glashütte bei Dresden“ signiert. Die Glashütter Hemmungspartie mit Breguetspirale, Goldanker, Goldankerrad, Kompensationsunruh und Schwanenhals-Feinregulierung wurde wie von den anderen Glashütter Herstellern auch von der Glashütter Hausindustrie bezogen. Das 16-steinige, vergoldete Dreiviertelplatinenwerk mit stahlblau angelassenen Werkschrauben hat einen Durchmesser von 43 mm. Das Emailzifferblatt besteht aus zwei Teilen und hat arabische Zahlen und Goldzeiger im Stiel Louis XV.
Deutsche Ankeruhr - Glashütter Fertigung
Die hier vorgestellte, 15-steinige, offene Taschenuhr mit der Werk- und Gehäusenummer 12762, weist mit der ¾ Platine, der Glashütter Hemmung, der Befestigung der Aufzugsräder und dem Glashütter Sonnenschliff alle Merkmale einer Glashütter Taschenuhr auf. Da eine der ersten Taschenuhren der Uhrenfabrik Union Glashütte von 1893 noch mit dem Schweizer Rohwerk der „Glocke UNION“ und der Werk- und Gehäusenummer 12624 gefertigt wurde, kann davon ausgegangen werden, dass die hier vorgestellte Uhr aus der gleichen Fertigung stammt. Gestützt wird diese Annahme auch dadurch, dass es sich bei beiden Uhren um das gleiche Rohwerk handelt, die Werknummern sich nur um 138 Stück unterscheiden, die Glockenpunze, eine Schutzmarke der Dresdener Großhandelsfirma Dürrstein & Co. war und die Deutsche Goldpunze sowie die Bezeichnung „Deutsche Ankeruhr“ eine Fertigung in der Uhrenfabrik Union Glashütte nahelegen. Die Fertigungsart mit nur 15 Steinen, ohne Feinregulierung, lässt den Schluss zu, dass hier von Union Glashütte, ähnlich wie bei A. Lange & Söhne mit der Marke „DUF“, eine zweite, preiswertere Qualität auf den Markt gebracht werden sollte.
In Nummer 6 der Uhrmacher-Zeitung von 1893 wird auch die Beteiligung der Firma Dürrstein & Cie in gebührender Weise gewürdigt.
Die 1893 änlässlich des Jubiläums der 400-jährigen Wiederkehr der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus in Chicago durchgeführten Weltausstellung World’s Columbian Exposition gezeigte, "Grande Complication", eine der damals wohl komplitziertesten Uhren der Welt.
Da die erste "Grande Complikation" bereits 1893 von der Firma Dürrstein & Co., während der Weltaustellung in Chicago verkauft worden war, wurde auf der 1895 in Glashütte durchgeführten Jubiläumsaustellung, anlässlich der 50. Wiederkehr des Gründungsjahres der Glashütter Uhrenindustrie, ein weiteres, bereits modifiziertes Exemplar einer "Grande Complikation", als "Glashütter Jubiläumsuhr" gezeigt. Beide Uhren waren auf dem Zifferblatt noch nicht mit der 1894 eingeführten Schutzmarke der Uhrenfabrik Union, dem stilisierten Tempel, gekennzeichnet.
1895
Zeitgleich mit der Glashütter Jubiläumsausstellung fand in Lübeck vom 21. Juni bis 30. September 1895 die "Deutsch-Nordische Handels- und Industrie-Ausstellung" statt. Auf dieser Ausstellung war die Firma Dürrstein & Co. mit einer dritten "Grande Complikation", diesmal mit der Schutzmarke der Uhrenfabrik UNION Glashütte auf dem Zifferblatt, vertreten.
Dieses, gegenüber den beiden vorgänger Uhren, wiederum modifiziertes Modell, wurde in der Folge von der Firma Dürrstein & Co, mit der Bezeichnung "Glashütter Universal-Uhr - komplizierteste Präzisionsuhr der Welt" beworben.
Die "Glashütter Universal-Uhr -
komplizierteste Glashütter Präzisionsuhr "
Frühe Taschenuhr der Uhrenfabrik UNION Glashütte,
der Dresdener Großhandelsfirma Dürrstein & Co.
Die Glashütter Fertigung von Taschenuhren der Firma UNION Glashütte begann im Januar 1893, etwa mit der Werk- & Gehäusenummer 12.600 und mit Rohwerketeilen der Schweizer Glocken-Union Fertigung der Dresdener Großhandelsfirma Dürrstein & Co. und Glashütter Ankerhemmung. Bei der hier vorgestellten, sehr gut erhaltenen, offenen Taschenuhr Kaliber 45, mit Garantiekarte und dem original Etui, der Werk- und Gehäusenummer 42324, handelt es sich um eine der frühesten noch erhaltenen Uhren der Uhrenfabrik UNION Glashütte, die nicht mehr mit zum größten Teil Schweizer Rohwerkteilen, sondern mit den in Glashütte üblichen Werkteilen gefertigt wurden. Das 20-linige Werk mit 20 Rubinen wurde in der höchsten Qualitätsstufe mit verschraubten Goldchatons, großer Goldschrauben-Kompensationsunruh mit angelassener Breguetspirale und Rücker-Feinregulierung, gefertigt. Das Guillochierte 18 ct. Roségoldgehäuse vom Typ Lucia hat einen Durchmesser von 55 mm, eine freie Monogramm-Kartusche und, was sehr selten war, eine Werkverglasung. Die Tatsache, dass die Deckel noch nicht mit der ab April 1894 obligatorischen Schutzmarke, dem stilisierten Tempel gepunzt sind, lässt auf eine Fertigung der Uhr zu Beginn des Jahres 1894 schließen. Die Serienfertigung dieser Uhren begann mit der Werk- und Gehäusenummer 42.000.
Erst nach über einjähriger Verwendung der ersten Schutzmarke auf den Gehäusen und der ersten Zifferblatt- beschriftung mit "Uhrenfabrik Union Glashütte bei Dresden" wurde im April 1894 bei den Uhren der "Uhrenfabrik Union Glashütte" Dürrstein & Comp. Dresden eine neue Kenn- zeichnung der Uhren mit der bekannteren Schutzmarke, den stilisierten Tempel, unter der Nr. 1357 des Warenzeichen-Registers eingetragen und von da ab verwendet..
Die früheste bisher dokumentierte Glashütter Union Taschenuhr, deren Gehäuse bereits mit der eingetragenen Schutzmarke „stilisierter Tempel“ gepunzt ist, hat die Werk-und Gehäusenummer 42121.
Vermutlich noch im Jahr 1894 erfolgte allmählich eine Veränderung der Zifferblattsignatur von
"UHRENFABRIK UNION GLASHÜTTE BEI DRESDEN" auf
"UHRENFABRIK UNION GLASHÜTTE IN SACHSEN"
Die erste bisher dokumentierte Union Taschenuhr mit der Zifferblattsignatur "GLASHÜTTE IN SACHSEN" hat die Werknummer 42195.
Da mehrere Taschenuhren mit 42000er Werk- und Gehäuse- nummern, wie z.B. die mit der Nr. 42495, nachweisbar sind, die die erst 1894 eingeführte Schutzmarke tragen, dürfte erwiesen sein, dass die vielfach in der Fachliteratur publizierte, aber unbewiesene Behauptung, dass die "Uhrenfabrik Union Glashütte" ihre Taschenuhr- fertigung im Januar 1893 mit 42000er Nummern begonnen hätte, eindeutig widerlegt sein.
Das am 1. November 1894 in einer Werbeanzeige der Firma Dürrstein & Comp. abgebildete 12-linige Damentaschen Uhrwerk mit der Werknummer 20209 ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Uhrenfertigung der Firma UNION Glashütte im Januar 1893 nicht mit den 42-tausender Werk- nummern begonnen hatte.
Beachtenswert ist bei dieser Anzeige auch der Hinweis:
"Jede Uhr kann auf wunsch mit Gangregister versehen werden." Gemeint waren damit die kostenpflichtigen Gangprüfungen an der Deutschen Seewarte Hamburg bzw. an der Universitätssternwarte Leipzig.
1897/98 Modellkatalog & Preisliste
In den sechs Seiten dieser Preisliste werden die Präzisionsuhren, die die Uhrenfabrik Union in Glashütte fertigte, vorgestellt und so genau beschrieben, dass es heute noch möglich ist die Echtheit dieser Uhren in ihren wichtigen Bestandteilen zu überprüfen und festzustellen.
Neben verschiedenen goldenen und silbernen, offenen und Savonette, Herren und Damen Remontoirs werden auch bereits Taschenuhren mit Komplikationen in einer Preisspanne von 500,- bis 4000,- Mark (Goldmark) angeboten.
Offene Herrentaschenuhr der Uhrenfabrik UNION Glashütte in Sachsen
Die hier vorgestellte Taschenuhr mit originalem Etui der Uhrenfabrik UNION Glashütte wurde in ein offenes Rotgoldgehäuse vom Modell Lucia mit einem Durchmesser von 55 mm und einem Feingehalt von 750/1000 eingeschalt. Das 20-linige 1a-Werk wurde mit Glashütter Hemmung, Diamant Deckstein, verschraubten Goldchatons, Goldanker und Goldankerrad und mit 20 Steinen gefertigt. Außergewöhnlich selten ist bei dieser Werkausführung die Werkverglasung. Das dreiteilige Emailzifferblatt hat arabische Zahlen und feine , goldene Louis XV-Zeiger. Die Werk- und Gehäusenummer 44144 weist die Uhr, die noch im 19. Jahrhundert, so um 1898 mit kompletten Glashütter Rohwerkteilen und der II. Schutzmarke, dem stilisierten Tempel, gefertigte UNION Uhr aus. Diese neue Fertigungslinie begann 1894 mit der Werknummer 42000.
Die auf das 14-karätige Rotgoldgehäuse gravierte 7-zackige Krone weist die Uhr als eine aus einem Adelshaus (Baron/Freiherr) stammende Uhr aus. Das 16-steinige, körnig vergoldete Glashütter Präzisionsuhrwerk vom Kaliber 43 wurde mit Glashütter Ankergang, bimetallischer Kompensationsunruh mit Gewichts- und Regulierschrauben aus Gold, einer gehärteten Breguetspirale und Rücker-Feinregulierung gefertigt. Die Funktionssteine wurden in Goldchatons gefasst. Beim Rubindeckstein der Unruh und dem Mittelstein (Minutenradstein) wurden die Goldchatons geschraubt gefasst. Die feine Vollendung des Werkes ist auch im optisch attraktiven und sauber ausgeführten Glashütter Sonnenschliff auf Kron- und Sperrrad zu erkennen. Die rotbraune Färbung des Glashütter Ankers und des Gangrades lässt auf die Verwendung von Aluminiumbronze schliessen.
1899
Fünf Jahre nach Gründung machte die gute Entwicklung der Firma eine Erweiterung der Produktionsanlagen erforderlich. 1898 wurde, nachdem man in verkehrsgünstiger Lage an der Hauptstraße ein geeignetes Grundstück erworben hatte, mit dem Neubau eines Fabrikgebäudes begonnen und ein Jahr später fertig gestellt. Mit einer Belegschaft von ca. 30 bis 40 Mitarbeitern wurden Glashütter Präzisionstaschenuhren in verschiedenen Qualitätsstufen mit und ohne Komplikationen gefertigt.
Die Palette reichte von einfachen Präzisions-Taschenuhren über Chronographen und Uhren mit springender Sekunde (seconde morte), Schlagwerk oder Kalenderfunktionen bis dahin, dass man verschiedene Komplikationen kombinierte. Selbst Uhren mit höchsten Anforderungen, wie beispielsweise Taschen-Chronometer, Tourbillons und Beobachtungs- und Schiffsuhren, wurden im Laufe der Zeit bewältigt.
Werbeanzeigen in der Deutschen Uhrmacher-Zeitung 1901
Angebotskatalog der Uhrenfabrik "Union" Glashütte 1903
Bei dieser Damentaschenuhr Kaliber 28 der Glashütter Uhrenfabrik "Union" handelt es sich, trotzt ihrer geringen Größe - das Werk hat nur einen Durchmesser von 28 mm - um eine vollwertige Glashütter Präzisonsuhr. Alle dafür typischen Merkmale wurden auch bei der Fertigung dieser Damentaschenuhren realisiert. Glashütter Goldankergang, separater Ankerradkloben, Kompensationsunruh mit Goldschrauben, Dreiviertelplatine mit eingelassenen und geschraubten Goldchatons, handgravierter Unruhkloben, angelassene, polierte und anglierte Werkschrauben sowie der Glashütter Sonnenschliff auf Kron- und Sperrrad sind in hoher Qualität ausgeführt worden. Ein sehr schönes Beispiel zu welchen hanwerklichen Leistungen die Glashütter Uhrenfabrik Union des Dresdener Grossisten Johannes Dürrstein und auch andere Glashütter Uhrenfabriken schon vor mehr als 100 Jahren in der Lage war.
Nach dem frühen Tod von Johannes Dürrstein 1901 führte sein Bruder und Teilhaber, Friedrich Dürrstein, die erfolgreiche Firma weiter. Nach dem auch er 1903 früh gestorben war, übernahm seine Witwe, Frau Lina Helene Dürrstein, die Leitung der Geschäfte.
Auch in den folgenden Jahren wurde von Julius Bergter und dessen Mitarbeitern und dem Bereich Chronometerherstellung der Union hervorragende Arbeit geleistet.
Beobachtungsuhren und Seechronometer wurden von der Deutschen Seewarte mehrfach ausgezeichnet.
Uhrenfabrik Union Glashütte, Herrenarmbanduhr um 1910
Bei der hier vorgestellten Herrenarmbanduhr der Uhrenfabrik Union
Glashütte handelt es sich um eine der wenigen noch erhaltenen Modelle früher Armbanduhren die um 1910 von der Dresdener Großhandelsfirma Dürrstein & Co. auf den Markt gebracht wurden. Am
Beginn der Ära der Armbanduhren waren in Glashütte noch keine eigenständigen Armbanduhrkaliber entwickelt und so wurden kleine Glashütter Damentaschenuhrkaliber, z.B. mit einem Durchmesser von 28
mm, dafür verwendet. Das 16-steinige Werk mit Glashütter Ankerhemmung hat die Werk- und Gehäusenummer 76284. Diese Nummer reiht sich natlos in die Seriennummernfolge der Taschenuhren der Firma Union
ein. Eingeschalt wurde das Werk in ein aus der Schweiz eingeführtes Goldgehäuse in Kissenform mit einem Feingehalt von 585/1000.
Sonderkonstruktion einer großen 22-linigen Beobachtungsuhr
Ankerchronometer der Glashütter Uhrenfabrik UNION
als Beobachtungsuhr der kaiserlichen Marine
Bei dem hier vorgestellten Ankerchronometer der Uhrenfabrik UNION Glashütte i/Sa. mit der identischen Werk- und Gehäusenummer 78587 handelt es sich um eine Sonderkonstruktion. Es ist ein 22-liniges Werk mit einem Durchmesser von 49,632 mm und damit das größte von UNION gefertigte Taschenuhrwerk. Die Ankerchronometer von A. Lange & Söhne haben maximal 21-linige Werke. Insgesamt wurde von UNION nur eine geringe Stückzahl gefertigt. Davon kam im Ersten Weltkrieg aber nur ein Teil bei der kaiserlichen Kriegsmarine zum Einsatz. Bei der hier gezeigten Uhr handel es sich um ein solches Exemplar, wie man unschwer am "M" und der Nummer 1288 auf dem Gehäuseboden erkennen kann. Zivil genutzte UNION Ankerchronometer haben diese Kennung nicht. Bisher konnten nur 4 Exemplare der Kriegsmarine und 14 Stück zivile Anckerchronometer dokumentiert werden.
Die Größe der bimetallischen Kompensationsunruh entspricht der von Moritz Großmann errechneten optimalen Größe für die sogenannte Chronometerunruh. Um das optimale Maß der Unruh zu ermitteln wird der Durchmesser der Grundplatine mit 0,4 multipliziert. Darin und in der besonderen Konstruktion des Werkes liegt sicherlich auch der Grund dafür, dass diese Präzisionsinstrumente als Beobachtungs-Chronometer beziehungsweise als Ankerchronometer bezeichnet werden.
Ausnamslos alle Beobachtungsuhren, die zum Einsatz für die Kaiserliche Marine bestimmt waren, mussten sich einer strengen Gangprüfung im Kaiserlichen Observatorium Wilhelmshafen unterziehen. Nur die Uhren, die auf Grund ihrer ausgezeichneten Gangleistungen in die Klasse 1 eingestuft werden konnten, wurden von der Kaiserlichen Marine angekauft.
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.