Werke & Modelle ohne verifizierbare Herkunfts- oder Originalitaetsbelege

Auf dieser Seite werden Glashütter Uhrenrohwerke und Uhrenmodelle dokumentiert, die zum Teil auch mit besonderen Merkmalen ausgestattet worden sind, für deren Originalität bislang aber keine bzw. keine ausreichend verifizierbaren Belege bekannt sind.

 

Ausgehend davon, dass es sich bei den betreffenden Objekten aus den Jahren vor 1990 ausschließlich, wenn auch im Einzelfall um recht komplizierte und teure, so doch immerhin um Gebrauchsgegenstände gehandelt hat, die erst im Nachhinein zu Sammlerobjekten geworden sind, kommt es besonders auf eine klare Definition des Begriffes „original“ an.

Das Wort "original" kommt aus dem lateinischen und bedeutet „ursprünglich“. Das Wort "echt" kommt aus dem niederdeutschen und ist in seiner Bedeutung dem Wort original gleichzusetzen.

 

Ein Objekt ist immer nur dann ein Original, wenn es in seiner Ursprünglichkeit unverändert erhalten ist. Für den Nachweis der Ursprünglichkeit sind schlussendlich aber entsprechende verifizierbare Belege unabdingbar.

Es wäre für alle interessierten Sammler Glashütter Uhren sehr hilfreich, wenn Leser dieser Seite, die über verifizierbare Belege zur Originalität der einzelnen, dokumentierten Werkausführungen, Ausstattungs- varianten bzw. Modelle verfügen, durch Dokumentation und Offenlegung ihrer Belege einen Beitrag zur Klärung der noch offenen Fragen hinsichtlich der Originalität der betreffenden Objekte leisten könnten.

Hierfür können Sie mit mir per Mail oder über das Kontaktformular (siehe Menü linke Seite) Kontakt aufnehmen.

Ein verifizierbarer Beleg, dass die Firma A. Lange & Söhne bis 1948 bzw. der Betrieb Mechanik Lange & Söhne VEB von 1948-1951 Standard- rohwerke der UROFA Kaliber 58 oder 581 zu Uhren vollendet hat, ist bislang nicht bekannt.

Kaliber 62 der Produktionsgemeinschaft Precis

15 Steine Streifenschliff

Für eine Serienfertigung dieser Werke mit Streifenschliff ist bislang kein verifizierbarer Beleg bekannt.

HAU  GUB Kaliber 62.2 mit 18 Steinen

Für die von Kurt Herkner in seinem Buch "Glashütter Armbanduhren Teil II" auf Seite 123 & 166 gemachte Aussage, dass eine 18-steinige Werksvariante als Güteuhr Kal. 62.2 in nur 42 Exemlparen gefertigt worden sein soll, ist bisher kein verifizierbaren Beleg publiziert worden.

Das gleiche trifft auch für 16-steinige Werksvarianten mit und ohne Chaton für das Minutenradlager bzw. einen Wellenschliff für die Brücken und den Unruhkloben zu.

GUB  Kaliber 60.2 mit 18 Steinen, teilweise in Chatons

Bei Uhren und Werken des GUB Kalibers 60.2 und 60.3 mit einer maschinellen Gravur im „5000er“ Nummernbereich und der Ortsangabe „Glashütte“ handelt es sich zwar um serienmäßig vom VEB Glashütter Uhrenbetriebe in den 1950er-Jahren produzierte Werke, die aber nach 1990 professionell modifiziert wurden. Die Räderwerkbrücken wurden mit einer neu gestalteten, für die GUB a typischen Maschinengravur im 5000er Nummernbereich versehen.

Die Werke haben neben der für die GUB untypischen Signatur der Räderwerkbrücke auch in der Kombination mit zwei zusätzlichen Decksteinen für das Ankerrad und Chatons für Großbodenrad, Sekundenrad und Minutenrad eine Werkausstattung, die es in der Serienproduktion dieser Werke nicht gegeben hatte.

GUB Kaliber 60.3 18 Steine, Chaton, vergoldetes Werk

Auch auf diese Werkausführung treffen die Bemerkungen zum Kal. 60.2 zu.

Ein GUB DAU Kaliber 63.2 existiert in den bekannten Erzeugnisnomenklaturen der GUB nicht.

Bei Uhren und Werken des GUB Kalibers 63 bzw. 63.4 mit einer maschinellen Gravur im „5000er“ Nummernbereich und der Ortsangabe „Glashütte“ handelt es sich zwar um serienmäßig vom VEB Glashütter Uhrenbetriebe in den 1950er-Jahren produzierte Werke, die aber nach 1990 professionell modifiziert wurden. Die Räderwerkbrücken wurden mit einer neu gestalteten, für die GUB a typischen Maschinengravur im 5000er Nummernbereich versehen.

Quelle: Paul Meißner; Die Werke der Glasütter Armbanduhren 1927 bis

             1990.Seite 81. Erste Auflage 2011, Eigenverlag.

 

Die vom Buchautor hierzu gemachte Vermutung "einer speziellen Exportforderung, in hochqualitativer Finisierung" hat sich als nicht verifizierbar erwiesen.

 

Auch diese Werke haben neben der für die GUB untypischen Signatur der Räderwerkbrücke auch in der Kombination mit zwei zusätzlichen Decksteinen für das Ankerrad und Chatons für Großbodenrad, Sekundenrad  eine Werkausstattung, die es in der Serienproduktion dieser Werke nicht gegeben hatte.

In der Literatur beschriebene "Geschenkuhr" für KGB und MfS

Kurt Herkner beschreibt in seinem 1994 erschienen Buch "Glashütter Armbanduhren Teil II" auf Seite 184 ein angebliche "Geschenkuhr" für KGB und MfS. Auf den gezeigten Bildern ist ein serienmäßiges Modell einer GUB-Spezimatic Edelstahluhr Kaliber 75 sowie ein aufgesprengter Boden mit zwei Gravierungen zu sehen. Der Autor beschreibt die beiden Gravierungen wie folgt: "Die Symbole Sowjet-KGB und Schild und Schwert der DDR-Staatsicherheit sind auf dem Boden graviert."

Einen Beleg dafür, dass es eine solche Uhr in der DDR als offizielle "Geschenkuhr" gegeben hat, wird vom Autor nicht erbracht.

Wenn man sich die Originale der beiden Symbole ansieht, kann man feststellen, dass sie in wesentlichen Details von den Gravuren auf dem Boden der beschriebenen Uhr abweichen.

Am auffälligsten ist die falsche Schreibweise des zweiten Buchstabens der Schriftleiste für den russischen Buchstaben "tsche", den es so nicht gibt. Auch die Gestaltung des Schildes entspricht nicht dem Original. Es handelt sich auch nicht um das Symbol des Geheimdienstes der Sowjetunion "KGB", sondern um eine Gedenkplakette Tscheka und KGB, wie das auch aus der Schriftleiste zu entnehmen ist. Das Schild mit DDR Emblem stellt ein Symbol des MfS dar und wurde in der Gravur ebenfalls nicht korrekt wiedergegeben, wie am Griff unschwer zu erkennen ist.

Offizielles KGB Symbol
Offizielles KGB Symbol

Da es im offiziellen, intenationalen Verkehr mit staatlichen Organen für ein solches Vorhaben in der DDR bis zu seiner Vollendung einer ganzen Reihe von Genehmigungsverfahren bedurfte, waren derart gravierende Fehler undenkbar. Zumal man davon ausgehen kann, dass den dafür Verantwortlichen beim Ministerium für Staatssicherheit gerade dieses Symbol sehr bekannt gewesen sein durfte.

Für die von staatlichen Organen der DDR, der SED und dem FDGB bei den GUB in Auftrag gegebene Fertigung von Uhrenmodellen für Geschenk- und Auszeichnungszwecke wurde immer sehr viel Wert auf eine hohe Fertigungsqualität gelegt, wie das zum Beispiel auch bei Verwendung von Bodenprägungen statt Gravuren deutlich wird. Die hier für die Symbole auf den Gehäuseböden zum Einsatz gekommene Gravurtechnik entspricht diesen Ansprüchen nicht. (Siehe dazu auch: Sondereditionen & Auszeichnungsuhren der Glashütter Uhrenbetriebe VEB)

Die gezeigten Abbildungen von vier verschiedenen Uhrböden weisen dazu noch zum Teil gravierende Unterschiede in Größe und Ausführungsdetails auf.

Nach Bewertung aller vorliegenden Fakten und der Tatsache, dass es bis jetzt keinerlei verifizierbaren Beleg für die Existenz gibt, erscheint es mehr als zweifelhaft, dass eine solche Uhr mit einer fehlerhaften und falschen Gravur als "Geschenkuhr" von den dafür zuständigen Stellen bei den GUB in Auftrag gegeben und gefertigt wurde.

GUB Spezimatic Kaliber 75 (06-26) im Import-Edelstahlgehäuse mit vergoldeten Schwungrad. Für die Serienfertigung von Spezimaticwerken mit vergoldeten Schwungrad sind keine verifizierbaren Belege bekannt. Das gilt auch für das im Fachbuch "Mechanische Armbanduhren aus Glashütte 1950-1980" auf Seite 207 gezeigte Modell.

Glashütter Lépine Taschenuhr von Johann Georg Rügheimer

Johann Georg Rügheimer war Glashütter Bürger und wurde als Stadtverordneter 1922 in den Fachausschuß der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte gewählt. 1923 wurde er Mitglied des Aufsichtrates der Deutschen Präzision-Uhren-Fabrik e. G.m.b.H Glashütte und 1928 stellvertretender Bürgermeister. Am 09. Januar 1930 wurde er Liquidator der seit 1927 in Besitz von Heinrich Theden befindlichen Firma J. Aßmann, Deutsche Präzisions-Taschenuhrenfabrik G. m. b. H.. Diese Firma sollte man nicht mit der im Januar 1926 erloschenen Firma J. Assmann verwechseln.

Das 16-steinige Werk weist neben der Signatur "Joh. Rügheimer Glashütte i. Sa." noch einige Besonderheiten auf. Die ¾ Platine hat die Form derer, die bei der Marke DUF von A. Lange & Söhne verwendet wurde. Die angelassenen Schraubenköpfe an den Chatons sind nach Großmanscher Manier nicht mit der ¾ Platine plan. Die Werknummer 1911 würde zu denen der Firma A. Schneider passen und der Anker zu denen der Firma Glashütter Präzisions-Uhren-Fabrik Akt. Ges. Eine eindeutige Zuordnung zu einer der bekannten Glashütter Uhrenfabriken ist mit dem zur Verfügung stehenden Bildmaterial genauso wenig möglich, wie man aus einer quer verschraubten Lünette des Unruhdecksteins allein nicht automatisch auf eine TU der Glashütter Firma Adolf Schneider schließen kann. Klarheit über die Herkunft kann derzeit, wenn überhaupt, nur eine fachliche Begutachtung der Uhr und des Werkes selbst bringen.

Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.

Literatur:

  • Glashütter Armbanduhren II; Autor: Kurt Herkner; Herkner Verlags GmbH; ISBN 3-924211-06-X
  • „Die Entwicklung der Glashütter Uhrenindustrie“ Autor Ing. Helmut Klemmer u. Edith Klemmer Fachzeitschrift: Uhren und Schmuck 1/1979 bis 4/1980
  • Mechanische Armbanduhren aus Glashütte 1950 - 1980; Autor: Werner Heinrich; Callwey Verlag; ISBN 3766717197
  • Uhrwerke und Armbanduhren der UROFA und UFAG Glashütte/Sa.; Autor: Werner Heinrich; Fachzeitschrift: Klassik Uhren 6/2008 S. 38-44
  • Die Werke der Glashütter Armbanduhren; Autor Paul Meißner; Sebstverlag 1/2011; ISBN978-3-00-034192-2

Aktualisiert 24.04.2024

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild  mit Video hinterlegt
Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild mit Video hinterlegt

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