Uhren mit der Signatur "Glashütter Tradition"

Bei Herren- und Damenarmbanduhren, die vermutlich in den späten 1950er, Anfang der 1960er Jahre mit Schweizer Rohwerken remontiert wurden und die nur die Signatur "Glashütter Tradition" auf dem Zifferblatt trugen, handelt es sich nach bisherigem Kenntnisstand nicht mehr um Uhren, die aus den von Dr. jur Ernst Kurtz geführten Betrieben "Uhrenfabrik Kurtz Glashütter Tradition" bzw.  "Urofa - R. Geist & Co." im Holler Weg 35 im Zentrum des Ortsteils Hollen der Gemeinde Ganderkesee stammen.

Die Zifferblattsignatur „Glashütter Tradition“ wurde erst ab 1957, nach dem Aus für die Uhrenfabrik von Dr. Kurtz im Jahr 1956 ohne den Zusatz „Dr. Kurtz“ bzw. „Kurtz“ verwendet.

Die neue, von Werner Pohlan geführte Firma „NUROFA - Norddeutsche Uhren-Rohwerkefabrik“ fertigte das bereits vor 1957 von Walter Brenk, dem technischen Leiter der Rohwerkefertigung in der Firma von Dr. Kurtz, entwickelte Damenuhrkaliber 570 jetzt mit dem Zusatz N auf der Zifferblattseite der Werkplatine.

Laut den Angaben von Kurt Herkner in seinem Buch „Die Glashütter Armbanduhren II“ sollen bis 30. April 1959 68.800 Werke gefertigt worden sein. Nachdem Dr. Kurtz im Mai 1959 mit einem Partner die Fabrik in Hollen wieder - jetzt unter dem neuen Firmennamen "Urofa - R. Geist & Co." - übernommen hatte, sollen bis Ende 1960, dem endgültigem Aus für die Produktion des N570, dem einzigen noch gefertigten Kaliber, noch einmal 14.250 Werke in Glashütter Tradition gefertigt worden sein.

Während der größte Teil der Rohwerke N570 zur Remontage an Pforzheimer Uhrenfabriken verkauft wurde, ging auch ein Teil der Fertigung zur Remontage an die von Rudolf Neufing, einen ehemalige Mitarbeiter der Uhrenfabrik von Dr. Kurtz, in Delmenhorst neu gegründete "Uhrenfabrik Neufing KG“. Die dort mit dem N570 gefertigten Damenuhren wurden auf den Zifferblatt mit „Glashütter Tradition“ signiert.

Nachdem Uhren- und Rohwerkefabrik von Dr. Kurtz 1956 Geschichte war, machte sich 1957 noch ein weiterer ehemaliger Mitarbeiter, Dieter Delecate aus dem kaufmännischen Bereich und Vertrieb, selbständig. Er gründete in Ganderkesee die „Dieter Delecate Uhrenfabrik GmbH“. Mit einigen ehemaligen Mitarbeitern der Firma von Dr. Kurtz wurden auch hier Damenuhren mit Rohwerken Kaliber N570 der "NUROFA" und ab Mai 1959 der Firma "UROFA - R. Geist & Co." vollendet. Nach dem Auslaufen des letzten in Glashütter Tradition in Westdeutschland entwickelten und gefertigten Rohwerkes, musste für die Produktion von mechanischen Uhren zwangsläufig auf Rohwerke anderer Hersteller zurückgegriffen werden.

Unter Beibehaltung der Typografie der Zifferblattsignatur „Glashütter Tradition“ verbargen sich jetzt aber in den ebenfalls zugekauften Gehäusen mechanische Herren- und Damenarmbanduhrwerke verschiedener, vornehmlich Schweizer Hersteller.

 

Modellbeispiele

Goldene Herrenarmbanduhr Zifferblatt mit "Galshütter Tradition" signiert

Massives Goldgehäuse 14 Karat, versilbertes Zifferblatt  mit aufgesetzten vergoldeten Stabindizes, Stundenleuchtpunkten & Minutenpunkten. Vergoldeter Zeigersatz mit Leuchtmittel ausgelegt.

Schweizer Felsa-Werk Kaliber 465 N; 17 Rubis & mit Incabloc-Stoßsicherung; Durchmesser 11 1/2'''  = 25,65mm ; Werkhöhe 4,7mm.

 

Damenarmbanuhr Dr. Kurtz "Glashütter Tradition"

Kaliber Lorsa 8F

 Am 28. Mai 1959 stieg Dr. Ernst Kurtz nach dem Konkurs seiner Firma „Dr. Ernst Kurtz Uhrenfabrik“ in Hollen, Bookholzberg, 1956 mit einem Partner unter dem neuen Namen UROFA R. Geist & Co“ erneut in die Uhrenfertigung in Ganderkesee ein. Mit dem inzwischen verbrauchten Maschinenpark konnten nur noch im geringen Maße Damenarmbanduhren mit dem Rohwerk Kaliber N570 vollendet werden. Mit dem hier vorgestellten Damenarmbanduhrmodell und dem zugekauften Schweizer Kaliber 6 ¾ x 8 ‘‘‘ Lorsa wurde mit der reinen Remontage von Damenuhren der Marke „Glashütter Tradition" ein letzter Versuch gemacht, die Uhrenfertigung in Ganderkesee am Leben zu erhalten. 1960 musste dann aber die unrentabel gewordene Fertigung von Uhren der Marke „Glashütter Tradition“ endgültig aufgegeben werden. Mit der Umstellung der Fertigung auf Automatendrehteile endete damit nach knapp einem Jahrzehnt auch die Uhrenfertigung von Dr. Ernst Kurtz in Ganderkesee.*

* Quelle:Kurt Herkner; Glashütter Armbanduhren; S.112-117;

             1. Auflage 1994/95; ISBN 3-924211-06-X

Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.

Literatur:

  • Uhren Juwelen Schmuck 1997/1 S.62-66
  • Hans-Heinrich Schmid; Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850- 1980; Band 2 S. 257 & 408; Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie.e.V. ISBN:978-3-941539-99-0
  •  Kurt Herkner; Glashütter Armbanduhren II S.110-119; Herkner Verlags GmbH; ISBN 3-924211-06-X
  • Autoren: Klaus Pöhlmann, Reinhard Reichel; Fachzeitschrift: Klassik Uhren Nr. 3/2006; Dr. Ernst Kurtz - Der Glashütter Armbanduhren-Pionier.

Aktualisiert 18.04.2024

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild  mit Video hinterlegt
Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild mit Video hinterlegt

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