Es soll sich hierbei im Wesentlichen um die Verbesserung des Gesperrs gegenüber dem Kaliber 61 gehandelt haben. Wenn das die erste konstruktive Veränderung war, die am Kaliber 61 nach 300 produzierten Werken vorgenommen worden ist, hätte es so wesentlicher Veränderung an den Werkplatten bedurft, dass eine neue Kaliberbezeichnung durchaus gerechtfertigt erscheint. So bedingt die Anordnung der Sperrklinkenfeder unterhalb des Sperrrades in eine Einfräsung der mittleren Abstandsplatte bereits die konstruktive Veränderung der Abstandsplatte dahingehend, dass der beim Kaliber 61 noch vorhandene Schlitz über dem Federhaus geschlossen sein musste (siehe Kaliber 613). An der Stelle, wo sich die Sperrklinkenfeder beim Kaliber 61 befand, waren für den Einsatz des neuen, runden Sperrkegels ebenfalls Veränderungen der Form der mittleren Abstands- und der oberen Werkplatte erforderlich.
Eine weitere sichtbare und bisher nicht beschriebene Veränderung wurde bei der Befestigung des Unruhklobens vorgenommen, wobei bereits in diesem ersten Schritt der konstruktiven Veränderungen des Kalibers 61 die zwei sichtbaren Führungen zur Fixierung des Klobens weggefallen sind.
Wenn diese hier beschriebenen konstruktiven Veränderungen unmittelbar nach den ersten 300 Werken gemacht worden sind, entsteht zwangsläufig die Frage, was blieb dann noch an wesentlichen Veränderungen übrig, die weitere neue Kaliberbezeichnungen rechtfertigen würden? Zumal ein „zweiteiliger Federkern“, wie man durch die Demontage des Federhauses beim Kaliber 613 eindeutig nachweisen kann, nicht vorhanden ist.
Die bisher in der Literatur verwendeten Formulierungen (Kal. 611 und 612) gehen alle auf die von Kurt Herkner in seinem Buch "Glashütter
Armbanduhren II" verwendeten, aber nicht belegten Differenzierungen zurück. Da der maßgeblich an der Konstruktion des Kalibers 61 beteiligte ehemalige Betriebsleiter der Urofa, Helmut
Klemmer, in seinen Veröffentlichungen in der Fachzeitschrift "Uhren und Schmuck“ („Die Entwicklung der Glashütter Uhrenindustrie Teil 9“, 3/1980, S.90/91 und "Vom Reitstock zur
automatischen Straße", 11/1970, S. 341-342) diese Unterscheidungen nicht vornimmt, scheint es ratsam zu sein, diesen Sachverhalt der Differenzierung durch neue Recherchen zu verifizieren bzw. zu
widerlegen.
Uhrwerke und Armbanduhren der Urofa und Ufag Glashütte/Sa.; Autor: Werner Heinrich; Fachzeitschrift: Klassik Uhren 6/2008 S. 38-44
Glashütter Armbanduhren II S.139-141; Autor: Kurt Herkner; Herkner Verlags GmbH; ISBN 3-924211-06-X