17½-linige UFAG Taschenuhr mit Ankerwerk

Die ursprüngliche Herkunft des Rohwerkes war die Uhrenfabrik Emile Judith aus Biel in der Schweiz. 1924-1926 wurden diese Kaliber in der zu den Vereinigten Werken Deutscher Uhrmacher Leipzig gehörenden Uhrenfabrik Hohenstein G.m.b.H., zu den auch die Deutsche Präzisions-Uhrenfabrik e.G.m.b.H. Glashütte gehörte, als offene Taschenuhr und Lepine vollendet.

  • Herstellungsjahr: 1926 bis vermutlich 1936/37 
  • Werkdurchmesser:  17 ½ linig = 39,7 mm (auch 19''' =  42,86 mm )
  • Werkhöhe: 4,2 mm
  • Zifferblattdurchmesser: 41,7 mm

Die 17 ½ und 19-linigen Rohwerke für diese Taschenuhrmodelle waren keine Glashütter Entwicklung. Sie wurden bereits in der ersten Hälfte der 1920er Jahre von der im Schweizerischen Biel ansässigen Firma Emile Judith gefertigt und u.a. ab 1924 zur Vollendung an die zum Firmenkonglomerat der Deutschen Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte in Sachs. e. G. m. b.H. gehörenden "Uhrenfabrik Hohenstein G.m.b.H." geliefert. Der Vertrieb erfolgte bis 1926 über die "Vereinigten Werken Deutscher Uhrmacher G.m.b.H. Leipzig" (VauWe), deren Geschäftsführer ab 6. März 1925 Dr. jur. Ernst Kurtz war, der am 8. April 1926 auch noch Geschäftsführer der Uhrenfabrik Hohenstein G.m.b.H. wurde, bevor er im Dezember 1926 zum Vorstand der beiden neu gegründeten Aktiengesellschaften UROFA und UFAG berufen wurde. Dadurch, dass die UROFA die am 4. September 1926 in Konkurs gegangene Firma E. Judith mit samt ihren Maschinen- und Rohwerkebestand aufkauft und nach Glashütte verlagert, erklärt sich die weitere Fertigung dieser Taschenuhren. Zu Beginn der 1930er Jahre erfolgte die Fertigung durch die UFAG in den Qualitätsstufen "G" und "Tutima" in Gehäusen der Pforzheimer Firma Rauh. 

Modellbeispiel

Savonette Kavalieruhr der Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte Sa.

Marke G-Uhr

Bei der hier in der 15-steinigen G-Uhr Qualität vorgestellten Savonette-Kavalieruhr der Uhrenfabrik Akt. Ges. Glashütte Sa. handelt es sich um die kleinere, 17½-linige Werkausführung des Kaliber Judith 19. Während das Kaliber 19 der G-Uhr einen Werkdurchmesser von 42,7 mm bei einer Werkhöhe von 5,6 mm aufweist, beträgt der Werkdurchmesser des Kaliber 18 nur 39,7 mm bei der geringeren Werkhöhe von 4,2 mm. Hinzu kommt, dass  auch zwei unterschiedliche Varianten der Brückengestaltung zur Anwendung kamen. Gefertigt wurde diese Werksvariante einmal mit 2 Brücken  und vier Kloben sowie mit 2 Brücken und drei Kloben. Das von der Pforzheimer Firma Rau zugekaufte Walzgoldgehäuse mit 20-jähriger Garantie wurde mit 40 Mikron Goldauflage und einem Feingehalt von 585/1000 gefertigt. Diese Werkausführung wurde auch mit dem größerem  Kaliber 19 gefertigt. Die G-Uhr als Qualitätsmarke wurde im Zusammenhang mit der noch feiner vollendeten Qualitsmarke "Tutima" von der UFAG 1929 eingeführt.

Zifferblattseite des Werkes

Erkennungsmerkmale gegenüber dem 19-linigem Werk

Dr. Kurtz, Vorstand der UFAG und UROFA, der zur Gründung der beiden Aktiengesellschaften bereits Geschäftsführer der „Vereinigten Werke Leipzig“ und der Uhrenfabrik „Hohenstein-Ernstthal" war, ließ 1927 die Fertigung dieser Taschenuhr in der UFAG aufnehmen. Hierfür wurden neben den aus der Konkursmasse der Präzision stammenden Glashütter Rohwerken auch die 17 ½ und 19 linigen Rohwerke der Schweizer Firma Judith, die bereits seit Mitte der 1920er Jahre in der Uhrenfabrik Hohenstein-Ernstthal remontiert wurden, verwendet.

Um die zukünftige Produktion der UROFA zu sichern, wurde der Maschinenpark und noch vorhandene Halbfertigfabrikate der am 04.09.1926 in Konkurs gegangenen Firma Judith aufgekauft. Gleichzeitig wurde ab Dezember 1926-1928 der ehemalige Besitzer der Uhrenfabrik Judith, Emile Judith, bei der UROFA als technischer Leiter angestellt.

Die Übernahme der gesamten Firma hatte zur Folge, dass auch noch Rohwerke aus der Schweizer Produktion, die noch mit Werknummern ausgestattet waren, vollendet wurden.

Die bis heute nicht in jedem Falle nachvollziehbaren, verschiedenen Zifferblatt- und Werksignaturen dokumentieren die Suche nach einer tragfähigen Firmenphilosophie, die  erst 1929 mit den Qualitätsbegriffen Tutima und G Uhr, die sowohl bei den 17 ½ und 19 linigen Taschenuhren als auch bei den Armbanduhren der UFAG Verwendung fanden, gefunden war.

 

Anhand von Bildbeispielen sollen hier zumindest die derzeit bekannten Signaturen verschiedener in silbernen und mit 20 sowie 40 Mikrometer Walzgolddouble vergoldeten Gehäusen eingeschalten offenen und Savonette Taschenuhren dokumentiert werden.


Zifferblattsignaturen: VauWe (für „Vereinigte Werke Leipzig“), „UHRENFABRIK AKT. GES. GLASHÜTTE SA.“, „ Glashütte (Sa.)“, „G“ , „Tutima Glashütte (Sa.)“


Bisher bekannte Werksignaturen: VauWe, ohne Signatur, Tutima, Tutima Glashütte.


Bisher bekannte Werkausstattung:

                            15 Steine, keine Feinregulierung, keine Chatons;

                            16 Steine, ohne Feinregulierung, Chatons

Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.

Literatur:

  • „Die Entwicklung der Glashütter Uhrenindustrie“ Autor Ing. Helmut Klemmer u. Edith Klemmer; Fachzeitschrift: Uhren und Schmuck Nr. 1/1980 Teil 7 S. 24-27 u. Nr. 2/1980 Teil 8 S. 58-61
  • Glashütter Armbanduhren II; Autor: Kurt Herkner; Herkner Verlags GmbH; ISBN 3-924211-06-X

  • Uhrwerke und Armbanduhren der Urofa und Ufag Glashütte/Sa.; Autor: Werner Heinrich; Fachzeitschrift: Klassik Uhren 6/2008 S. 38-44

  • Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850 - 1980 : Firmenadressen, Fertigungsprogramm, Firmenzeichen, Markennamen, Firmengeschichten; Autor: Hans Heinrich Schmid; Herausgeber: Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e.V.; ISBN 3927987913
  • Deutsche Uhrmacher-Zeitung 1934 Nr.8 S. 88

Aktualisiert 19.03.2024

Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild  mit Video hinterlegt
Deutsches Uhrenmuseum Glashütte - Das Bild mit Video hinterlegt

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