1868 nahm der Firmengründer Ferdinand Adolf Lange (links),der Begründer der Glashütter Uhrenindustrie, seinen äußerst begabten Sohn Richard Lange (rechts) in seine Firma auf.
Mit der Teilhaberschaft erfolgte 1868 auch die Umbenennung der
Firma A. Lange in A. Lange & Söhne.
Nachdem erfolgreichen Aufbau der Glashütter Uhrenindustrie, die inzwischen aus vielen kleineren Firmen der Uhren und Zulieferindustrie bestand, und seinem von 1848 bis 1866 ausgeübten Amt als Bürgermeister von Glashütte, wird Ferdinand Adolf Lange 1869 als Abgeordneter in den Sächsischen Landtag gewählt und vertritt dort bis zum Jahr seines Todes 1875 den 8. sächsischen Wahlkreis. Seine nun nochmals gewachsene gesellschaftliche Verantwortung und sein starkes soziales Engagement waren ein Grund mehr die Geschäfte der Firma mehr und mehr in die Hände seines Sohnes zu legen.
Die Entwicklung der Firma bis 1907
Teilhabe - als wichtiges Grundprinzip nachhaltigen Wirtschaftens
Bereits 1870, noch vor der Reichsgründung, wurde mit der Einrichtung einer Lange Stiftung auch eine moderne Altersversorgung für Glashütter Uhrmacher eingerichtet, die ihrer Zeit weit voraus war.
1905, zum 60. Jahrestag der Firmengründung, spendete der Firmeninhaber, Stadtrat Emil Lange, der bereits mit 5.000 Mark Grundkapital ausgestatteten Friedrich-Emil-Lange-Stiftung weitere 45.000 Mark.
1919, bei seinem Ausscheiden aus der Firma, erfolgte durch Emil Lange noch einmal eine Aufstockung der Stiftungseinlage in Höhe von 50.000 Mark.
In der 1905 erschienenen sechsten Auflage der Gedenkschrift der Firma A. Lange & Söhne findet sich auf Seite 50 ein Beitrag mit interessanten Details über das für diese Zeit doch recht bemerkenswerten, sozialen Engagements der Firma.
„Zum Schluß sei noch kurz bemerkt, dass auch die Firma A. Lange & Söhne für das Wohl ihres gesamten Personals bedacht gewesen ist, und zwar sorgt eine Stiftung im Betrage von Mk. 50000., gedacht als Pensionskasse, für arbeitsunfähig gewordene Arbeiter beziehentlich deren Witwen, während eine neuere Stiftung in Gestalt einer Rentenkasse älteren Arbeitern Beihilfe gewährt. Außerdem lässt die Firma in neuerer Zeit für ihr Personal Arbeiterhäuser errichten. Ein Beweis, dass stets ein gutes Einvernehmen bestanden hat, ist der, dass bereits acht alte, bewährte Arbeitskräfte von der Königl. Sächs. Staatsregierung die „Silberne Medaille“ für „Treue in der Arbeit“ erhielten.“
Kollege Reinhold Hanke - Eine Uhrmacher Biografie vor mehr als 100 Jahren
Schule, Ausbildung, Wanderschaft, permanente Fortbildung, in 29 Jahren mindestens 11 Anstellungen in 11 verschiedenen Städten und dann im Alter von 45 Jahren eine Festanstellung über 35 Jahre bei A. Lange & Söhne in Glashütte. Ein allseits anerkannter, für vorbildliche Leistungen mit dem Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit ausgezeichneter Angestellter der Firma.
„Am 8. Mai feiert der älteste Angestellte der Uhrenfabrik A. Lange & Söhne in Glashütte i. S., Herr Kollege Reinhold Hanke, in voller Rüstigkeit und noch immer mit den feinsten Arbeiten der Uhrmacherei beschäftigt, seinen achtzigsten Geburtstag. Herr Hanke wurde am 8. Mai 1827 zu Schömberg in Schlesien geboren. 1841 trat er bei seinem Vater eine zwei jährige Lehre an, die ihn mit der Wanduhr bekannt machte. Hierauf ging er nach Trautenau, wo er die Spindeluhr kennen lernte und von dort als Praktikant nach Böhmisch-Brod. Unablässig auf seine Weiterbildung bedacht, ließ er sich z. B. in Collin (bei Prag) das Studium komplizierterer Werke, wie des Repetiermechanismus der Spindeluhr, 10 Taler kosten. Auf diesem Weg hatte er sich zu einem tüchtigen Uhrmacher ausgebildet, als er lange Wanderungen durch Österreich bis nach Raab in Ungarn und von dort bis nach Saarbrücken unternahm und dann in Kreuznach, Bonn usw. und später wieder in Schömberg tätig war. Als er sechs Jahre lang in Salzbrunn als Brunnendiener angestellt war, betrieb er nebenbei, insbesondere in Winter, die Uhrmacherei. Sodann ging er nach Lähn und, als die Eppnersche Fabrik nach Silberberg übersiedelte, nach Görlitz wo er in eine neu errichtete Uhrenfabrik eintrat, die sich leider auflöste. Im Februar 1872 kam er nach Glashütte, wo er bis heute — ausgezeichnet mit dem Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit — bei A. Lange & Söhne in Stellung ist und durch seine guten Leistungen anderen zum Vorbild dient.“*
"Aus dem hier beigefügten Bilde grüßt noch einmal Herr C. Lier aus Glashütte in Sachsen, der 30 Jahre hindurch seine schätzenswerte Kraft in den Dienst der Firma A. Lange & Söhne gestellt hat, seine Geschäftsfreunde, mit denen er zum Teil ein Menschenalter hindurch in kaufmännischer Verbindung stand.
Die vornehme, feine Art, in der Herr Lier das Haus A. Lange und Söhne vertrat, seine umfassende Sachkenntnis und seine geschäftlichen Erfahrungen, die er bereitwilligst allen seinen Geschäftsfreunden zur Verfügung stellte, haben ihm unter den deutschen Uhrmachern einen recht großen Kreis von Verehrern geschaffen.
Herr Lier wird nun nicht mehr seine Besuche persönlich ausführen. Diese Arbeit nimmt ihm eine jüngere Kraft ab. Er ist vielmehr auf Grund der Satzungen des Pensionsfonds der Firma Lange & Söhne am 1. Dezember in den Ruhestand getreten.
Wer Herrn Lier und seine trotz seines Alters noch rüstige Arbeitskraft kennt, der wird wohl nicht mit Unrecht vermuten, daß sich Herr Lier nicht ganz von der Arbeit wird trennen können. Zweifellos wird er seiner Firma und insbesondere der jüngeren Kraft, die nun für ihn die Beschwernisse der Reisetätigkeit übernimmt, auch weiterhin mit Rat zur Seite stehen.
Möge es Herrn Lier vergönnt sein, sich noch recht lange Zeit der besten Gesundheit zu erfreuen, so daß es ihm möglich ist, einen recht angenehmen Lebensabend zwischen den herrlichen Glashütter Bergen im Kreise der anderen Veteranen unseres Faches zu verleben."
Quelle: Die Uhrmacher-Woche Nr.50 1928
1880 ALS Auf- und Ab-Werke
1882 - Neues verbessertes Datumwerk
"Expansions-Messapparat" der Firma A. Lange & Söhne
Eines der viel beachteten Exponate der Firma A. Lange & Söhne zur Weltausstellung 1893/94 in Chicago war ein Präzisons- messgerät der besonderen Art. Es handelte sich um den von den Regleuren der Firma Lange verwendete "Expansions-Messapparat" um die Gleichmäßigkeit der Ausdehnung an den beiden Kompensations- armen der Unruhereifen festzustellen.
1893 erwarb Emil Lange ein Patent
Nachdem bereits die Firma Dürrstein & Co. ein Patent auf eine neuartige Torsions-Springfeder für Taschenuhr- gehäuse erhalten hatte, wurde 1893 für die Firma A. Lange & Söhne von Emil Lange eine weitere Verbesserung der Scharnierfeder zum Patent angemeldet. In Deutschland wurde diese Entwicklung am 25. Mai 1893 als Deutsches Reichs-Gebrauchsmuster (DRGM) zur Eintragung in die Gebrausmuster-Rolle beantragt, die dann bereits drei Wochen später am 17. Juni 1893 unter der Nummer 14937 erfolgte. Die Erteilung eines Schweizer Patentes folgte dann mit der Patentnummer 6879 am 05. Juni 1893. Bei dieser verbesserten Wurffeder handelt es sich um das einzige von Emil Lange erworbene Patent.
Zeitnah wurde die Anzahl der 1. Preise der Firma sowohl in den Werbeanzeigen, als auch in den Uhrenetuis, werbewirksam dokumentiert.
Im Jahr 1900 reichte die Firma A. lange & Söhne die Tascheuhr Nr. 44013 bei der Deutschen Seewarte Hamburg zur Prüfung und Ausstellung eines Prüfzertifikates ein.
1902 - Grande Complication
Als die hier gezeigte Taschenuhr mit der Nummer 42500 im Jahr 1902 ausgeliefert wurde, waren in dem Uhrwerk fast alle, zu damaligen Zeit möglichen Komplikationen vereint. Ein Stunden- Minuten- Werk, ein ewiger Kalender mit Mondanzeige, ein Chronograph mit Schleppzeiger und blitzenderFünftelsekunde,eine Minutenrepetition und ein Schlagwerk mit großem und kleinen Geläut. Dieses Unikat galt lange Zeit als verschollen und tauchte erst im Jahr 2001, völlig verrostet, unvollständig und teilweise zerstört, wieder auf. Es bedurfte großen Ingeneurtechnischen Geschicks, einer erheblichen Investitionssumme und nicht zuletzt 5000 Arbeitsstunden eines fünfköpfigen Taems, diese einmalige Kostbarkeit zu restaurieren. Das Werk befindet sich einem 750/1000 Rotgold-Gehäuse in der Form Louis XV mit Werkverglasung. Die Werkseite ist zusätzlich durch einen Staubdeckel geschützt. Die Uhr wurde 1902 für 5.600 Mark nach Wien verkauft.[1]
Weitere Informationen und Bilder dazu finden Sie >> hier <<
1904 - Beschäftigtenliste der Firma A. Lange & Söhne
Gedenkschrift A. Lange & Söhne 1905 (Auszug)
Vorwort zur sechsten Auflage
„Die überaus rege Nachfrage nach dieser Gedenkschrift beweist uns das Verlangen nach näherer Auskunft über die Entstehung der Präzisions-Taschenuhren-Fabrikation in Glashütte sowie über die Fabrikation selbst. Wir sind überzeugt, mit der Herausgabe dieser sechsten Auflage allgemeinen Wünschen Rechnung zu tragen und hoffen, dass diese Schrift den Weltruf und die Vorzüglichkeit unserer Lange-Uhren immer weiter verbreiten hilft. Durch beigefügte Beschreibungen unseres Etablissements mit eingestreuten Illustrationen bieten wir einen Einblick in die verschiedenen Werkstätten und Glauben damit dem allgemeinen Interesse zu dienen.
A. Lange & Söhne"
1914
Aus Altersgründen und sicher auch aus der Erkenntnis heraus, dass die neue Zeit und die damit verbundenen neuen Herausforderungen sehr großer Anstrengungen bedarf, legte Kommerzienrat Emil Lange seinen Betrieb am 1. Mai 1919 in die Hände seiner drei Söhne Otto, Rudolf und Gerhard.
1925
Nach dem ersten Weltkrieg und dem Ausscheiden des langjährigen alleinigen Firmen-inhaber Kommerzienrat Emil Lange und der Weiterführung der Firma durch seine Söhne Otto, Rudolf und Gerhard, kam es zu gravierenden Veränderungen in der Fertigungstechnologie der Firma. Neben einem höheren Mechanisierungs- und Automatisierungsgrad, wurden auch neue Fertigungs-technologien und Materialien in den Produktionsprozess eingeführt. Ein schönes Beispiel ist u.a.die Verwendung von Gangrädern aus Stahl, wie es hier bei einer Uhr der Marke Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte, zu sehen ist.
80. Geburtstag von Richard Lange am 17. Dezember 1925
Am 17. Dezember 1845 - vor 165 Jahren - wurde Richard Lange als zweiter Sohn von Ferdinand Adolf Lange, dem Begründer der Glashütter Uhrenindustrie, geboren.
Der 80. Geburtstag von Richard Lange wird im Dezember 1925 in der Fachpresse zum Anlass genommen neben den Glückwünschen auch das Lebenswerk des Jubilars, auch als langjähriger Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte, in mehreren Beiträgen gebührend zu würdigen.
Metallzifferblätter von Weber & Baral Pforzheim
In der Mitte der 1920er Jahre kamen Metallzifferblätter immer stärker in Mode. In den darauffolgenden Jahren konnte sich die Firma A. Lange & Söhne diesem Trend für ihre neue Taschenuhrmarke "OlLIW" und für die A. Lange & Söhne Armbanduhren mit den Schweizer Werken, nicht verschließen. Da die Firma selbst keine eigene Zifferblattfertigung hatte, kam es zu einer lagjährigen Geschäftsbeziehung zu der Pforzheimer Metall-Zifferblätter-Fabrik Weber & Baral, die wie die nachstehende Korospondenz belegt. Sogar noch nach Beendigung des 2. Weltkrieges 1945 hatte diese Geschäftsbeziehung über die Grenzen der Bestzungszonen hinaus, bestand.
Einführung der Uhrenmarke OLIW
Die Uhrmacher- Woche • Nr. 26. 1925 S. 472
Weitere Informationen zu Neuen Uhren-Marke "OLIW" finden Sie
>> hier <<
1927 -Eine Niederlassung der Uhrenfabrik A, Lange & Söhne in der Schweiz.
Die Uhrenfabrik A. Lange & Söhne, Glashütte i. Sa., hat unter der Firma A. Lange & Söhne, Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte, ä Glashütte, succursale de Geneve in Genf-Plainpalais eine Zweigniederlassung errichtet, die durch einen der Gesellschafter Adolf Otto Lange, Wilhelm Rudolf Lange und Hans Gerhard Lange, sämtlich in Glashütte (Sa,), oder durch Paul Piaget von Les Bayards (Neuenburg) in Petit-Saconnex vertreten wird.
1932 - Todesanzeige der Gebrüder Lange für Richard Lange
Mitte der 1930er Jahre
Im Verlauf der 1930er Jahre wird es für die deutschen Hersteller von Taschenuhren immer schwieriger für ihre Produkte einen Absatzmarkt zu erschließen. Der Siegeszug der Armbanduhr war nicht mehr aufzuhalten. Wer - wie die Firma A. Lange & Söhne - über keine eigenen Armbanduhrkaliber verfügte, war gezwungen auch unkonventionelle Wege zu suchen. So wurden von der Firma Junghans eigene Werke in hochqualitative Goldgehäuse der Firma A. Lange & Söhne in Kooperation mit dieser eingeschalt und als Junghans-Uhren auf den Markt gebracht.
A. Lange & Söhne 07.05.1945 bis 20.04.1948
Am 7.Mai 1945, den letzten Tag des 2.Weltkrieges kam es im Müglitztal noch zu einer verhängnisvollen Konzentration von SS-Kampfeinheiten, die auf den Berghöhen noch einmal eine Verteidigungslinie gegen die heranrückenden Einheiten der Sowjetarmee errichten sollten. Am gleichen Tage waren auch die Glashütter Betriebe geschlossen worden. Am Morgen des 8. Mai 1945 griffen sowjetische Flieger die Kampfeinheiten an und zerstörten dabei u.a. auch das Fabrikgebäude der Firma Lange.
Das war zum Ende des Zweiten Weltkrieges die Ausgangslage bei der Firma A. Lange & Söhne.
Als Zeitzeuge berichtet der Langjährige Betriebsführer der Uhren-Rohwerkefabrik A. G. Glashütte, Helmut Klemmer darüber 1980 folgendes:
„Durch den zweiten Weltkrieg war die Entwicklung der Glashütter-Uhrenindustrie nach 100jährigem Bestehen nicht nur unterbrochen, sie war völlig zum Erliegen gekommen. Zur Verfügung standen leere Arbeitsräume und ein ausgebranntes Fabrikgebäude. Ein Teil der Unternehmer hatte es vorgezogen, sich vor dem Einmarsch der Sowjetarmee in Richtung Westen abzusetzen. Ein Teil der Spezialisten und Facharbeiter waren Opfer des Krieges geworden. Weitere hatten, wegen der aussichtslos scheinenden Lage in der Uhrenindustrie, Glashütte verlassen. Die wenigen befähigten und fortschrittlich gesinnten Werktätigen, die bei Urofa und Lange den Versuch unternahmen wieder etwas auf die Beine zu stellen, wurden belächelt. Es galt, nicht nur mit den wenigen vorhandenen Mitteln wieder aufzubauen, es mußte gleichzeitig, der neuen gesellschaftlichen Ordnung entsprechend, auch eine geistige Umstellung der Menschen erfolgen.“
Weiter heisst es:
„Bei Lange konnte nach verhältnismäßig kurzer Zeit die Produktion von Marinechronometern und Beobachtungsuhren Kal. 48 und 48.1 wieder anlaufen. Für diese Uhren waren noch Halbfabrikate vorhanden. Außerdem war die Herstellung von jeher zum großen Teil auf Handarbeit aufgebaut, so daß keine komplizierten Maschinen erforderlich waren. Parallel zu der Produktion dieser Spezialuhren wurde 1946 die Entwicklung einer Herrenarmbanduhr aufgenommen. Es entstanden die Kai. 28 und 28.1. Bei beiden Ausführungen handelte es sich um massive Werke, Durchmesser 28 mm mit Palettenankerhemmung, Kupplungsaufzug und 15 bzw. 16 Steinen. Das Kal. 28.1 war mit Zentralsekunde ausgestattet. Die übliche Dreiviertelplatine war in Federhausbrücke, Räderwerkbrücke und Ankerradkolben aufgeteilt worden (Bild 46). Mit der Lieferung wurde 1949 begonnen. Durch die solide Bauart und Ganggenauigkeit wurden diese Werke in die Güteklasse „Q." eingestuft.“
Ein interessantes Belegstück für die schwere Zeit des Neuanfanges stellt auch ein von der Firma Lange im Frühjahr 1947 vollendetes Werk der ehemaligen Uhren-Rohwerkefabrik Glashütte i/Sa. AG (UROFA) dar, welches die Uhrenfabrik Glashütte i/Sa. AG (UFAG) wegen ihrer Kriegsproduktion bis 1945 nicht mehr vollenden konnte. Die alte Firmenbezeichnung der UFAG wurde herausgefräst und die für Lange Uhren gebräuchliche Firmensignatur aufgebracht. Ungeachtet dessen, dass die Uhr von der Firma A. Lange & Söhne remontiert und fein vollendet wurde, bleibt das Ursprungswerk, das was es immer war: das Kaliber 2 der Deutschen Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte in Sachs. e.G.m.b.H. ", welches nach deren Konkurs von der UROFA und UFAG übernommen wurde. An der Werknummer 352162 der UFAG und der 2/3 Platine sowie dem separaten Gangradkloben ist das Werkkaliber unschwer zu erkennen. Belegbar ist das auch durch ein Artefakt mit der nur um 214 Stück zurückliegenden Werknummer 351948, welches noch von der UFAG vollendet wurde. Wenn man bedenkt, dass dieses Werk einmal in harter Konkurrenz zu den bei Lange gefertigten Uhren entstanden war, schon eine bemerkenswerte Besonderheit.
Parallel zu den bereits erwähnten Arbeiten wurde auch an der Entwicklung einer Stoppuhr gearbeitet, die dann als Kaliber 65 von 1951 bis 1953 vom VEB Glashütter Uhrenbetriebe gefertigt wurde. Die Kaliber 28 und 28.1 konnten erst 1949, nach der Verstaalichung 1948, in die Serienproduktion gehen. Parallel dazu wurde auch die Produktion der Kaliber 48 und 100 bei Mechanik Lange & Söhne VEB fortgeführt.
Nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches am 08. Mai 1945 gilt in den gebildeten Besatzungszonen Besatzungsrecht. Die alliierten Besatzungsbehörden üben in Deutschland von 1945 bis 1949 das unmittelbare Hoheitsrecht aus. Die für Deutschland als Ganzes geltenden Bestimmungen des Alliierten Kontrollrates werden von den Besatzungsmächten in Zonenrecht umgesetzt.
Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) erlässt für die sowjetische Besatzungszone (SBZ) rechtsnormative Regelungen in Gestalt von Befehlen zur Durchsetzung der Besatzungspolitik. Für die Umsetzung dieser Befehle sind die deutschen Kommunal- und Länderverwaltungen zuständig, sowie die anstelle der aufgelösten Reichsbehörden geschaffenen Deutschen Zentralverwaltungen, die der SMAD unterstehen.
Gleichzeitig handeln Vertretungen wirtschaftsleitender Einrichtungen der Sowjetunion unmittelbar, parallel und unabhängig zur SMAD in der SBZ.
Die Neuordnung der Wirtschaft in Deutschland, die unmittelbar nach Kriegsende begann, vollzog sich in der sowjetischen Besatzungszone auf nachfolgende Rechtsgrundlage.
Der Alliierte Kontrollrat in Deutschland (AKR) und die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) sowie die SMA in den fünf Ländern der SBZ erlassen dazu Gesetze, Direktiven, Befehle und Anordnungen. Diese Rechtsetzungen ermächtigen die Besatzungsbehörden zu einschränkenden bzw. fördernden Anweisungen. Der Handlungsspielraum für die deutschen politischen und wirtschaftlichen Institutionen wird dadurch im Wesentlichen bestimmt. Damit werden die Voraussetzungen für eine spezifische gesellschaftliche Entwicklung in der SBZ geschaffen.
Die in diesem Sinne im Aufbau befindlichen und zu entsprechenden Handlungen verpflichteten Deutschen Verwaltungsorgane in der sowjetischen Besatzungszone bekamen dabei in der Folgezeit von der SMAD immer mehr Verantwortung übertragen.
Die Verstaatlichung der Firma A. Lange & Söhne erfolgte durch Beschluss der Sächsischen Landesregierung vom 3. März 1948 zur Sequestrierung der Firma auf der Grundlage des Befehles der SMAD Nr. 124 vom 30. Oktober 1945 und der Bestätigung der getroffenen Entscheidungen durch den SMAD, Befehl Nr. 64 vom 17.04.1948.
Diese Entscheidung befindet sich in Übereinstimmung mit den nachfolgend aufgeführten Rechtgrundlagen und dem damals in der SBZ geltenden Recht.
Beschlüsse der Alliierten auf den Konferenzen von Teheran, Jalta und Potsdam
Proklamation Nr. 1 des Alliierten Kontrollrates vom 30. August 1945
Proklamation Nr. 2 vom 20. September 1945
Befehl der SMAD Nr. 17 vom 27. Juli.1945
Befehles der SMAD Nr. 124 vom 30. Oktober 1945
Befehl der SMAD Nr. 138 vom 4. Juni 1947
Volksentscheid in Sachsen vom 30. Juni.1946
Befehl der SMAD Nr. 32 vom 12. Februar.1948
Beschluss der Landesregierung Sachsen vom 3.März 1948
Befehl Nr. 64 der SMAD vom 17. April.1948
Befehl Nr. 76 der SMAD 23.April. 1948
Anordnungen der Deutschen Wirtschaftskommission
Befehl Nr. 183 der SMAD vom 27. November 1948
Entscheidend dafür, welches Eigentum schlussendlich enteignet wurde, war nicht, wie gelegentlich publiziert, ausschließlich das, welches 1945/46 listenmäßig erfasst oder aus den verschiedensten Gründen auch wieder gestrichen wurde, sondern das, welches 1948 in den der SMAD von der DWK zur Bestätigung vorgelegten Auflistung enthalten war.
Mit dem SMAD Befehl Nr. 64 vom 17. April 1948 wurden die vorgenannten Listen und damit die Enteignung des darin aufgeführten Eigentums von der Besatzungsmacht bestätigt.
Die unter zentraler Leitung neue von der DWK 1948 festgelegte, unter der Betriebsnummer 37/376/1005 geführte und in ihrem Verzeichnis aller Industriebetriebe dokumentierte Betriebsbezeichnung der ehemaligen Firma A. Lange & Söhne lautete ab dem 20. April 1948 „Lange & Söhne VEB.“
Auf Grundlage des Befehls Nr. 76 der SMAD vom 23. April 1948 und im Hinblick auf die angestrebte Zentralisierung der Wirtschaft in der SBZ wurden noch im selben Jahr in der SBZ zentral geleitete Vereinigungen Volkseigener Betriebe VVB (Z) und auf Länderebene vergleichbare VVB (L) geschaffen, denen u.a. auch bisher von Institutionen der DWK zentral geleitete Betriebe zugeordnet wurden.
Dem im Land Sachsen neu gegründeten juristisch selbständigen Betrieb "MECHANIK Vereinigung volkseigener Betriebe der Photo-, Kino- und Büromaschinen-Industrie" wurde neben 36 weiteren Betrieben auch der vorher unter zentraler Verwaltung der DWK stehende und inzwischen auf der Grundlage Beschluss der Landesregierung Sachsen vom 3. März 1948 verstaatlichte Betrieb Lange & Söhne VEB in einer noch näher zu recherchierenden Form im April/Mai 1948 verwaltungstechnisch bzw. mit dem juristisch schwammigen Begriff der „Rechtsträgerschaft“ zugeordnet. Ob damit auch der Verlust der juristischen Selbständigkeit verbunden war, ist Gegenstand derzeitiger Recherchen.
Unabhängig davon erfolgte auf Weisung der VVB zu einem noch zu ermittelnden Zeitpunkt zum zweiten Mal eine Änderung der Betriebsbezeichnung, jetzt in „Mechanik Lange & Söhne VEB“.
Ob die 1951 erfolgte erneute Namensänderung der VVB in "Mechanik VVB der feinmechanischen Industrie" noch vor der Eingliederung der Firma „Mechanik Lange & Söhne VEB“ in die am 01.07. 1951 gegründeten VEB Mechanik Glashütter Uhrenbetriebe noch in irgend einer Art und Weise relevant gewesen ist, ist ebenfalls Gegenstand weiterer Recherchen
Mit dieser Eingliederung in den „VEB Mechanik Glashütter Uhrenbetriebe“ erlischt auch die eigenständige Betriebsbezeichnung der traditionsreichen, ehemaligen Firma A. Lange & Söhne. Die Produktionspalette der Firma von Marinechronometern Kaliber 100, Beobachtungsuhren Kaliber 48, Herrenarmbanduhren der Kaliber 28 und 28.1 sowie die Entwicklung der Stoppuhr Kaliber 65 wurde von den GUB übernommen und weitergeführt.
Näheres dazu findet sich in den Beschreibungen der einzelnen Kaliber.
Zu den Werkbeschreibungen kommem Sie hier
Fachzeitschrift: Uhren und Schmuck 1/1979 bis 4/1980
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.