Kaliber 74 mit Chronometerwerten
Im Februar 1965 kurz vor der Eröffnung der Leipziger Messe und der 800-Jahrfeier der Messestadt Leipzig, veröffentlichte die DDR Illustrierte "Zeit im Bild" einen ineressanten Artikel in dem sie die vom VEB Glashütter Uhrenbetrieben neu entwickelte Herrenarmbanduhr "Spezimatic" mit automatischem Aufzug mit bekannten Schweizer Armbanduhren, ähnlicher bauart, vergleicht. Vom Leiter des Arbeitsgebietes Zeitnormale des DAMW lag mit Datum vom 04.12.1964 nach Prüfung in sechs Lagen folgende Expertise vor: "Kal.74, GUB-Spezimatic erhielt dreimal das Prädikat - Chronometergenauigkeit - und dreimal das Q". Das war einhervorragendes Ergebnis für eine Großserienuhr und stellte die Spezimatic einwndfrei in die reihe der besten Automatics überhaupt.
Diese Kaliber besitzen ein massives Grundwerk mit automatischer Aufzugseinrichtung. Das Räderwerk einschließlich dem Federhaus wird unter einer großen Räderwerkbrücke ( ¾ -Platine) gelagert. Zusätzliche Gestellteile sind eine Minuten- und Ankerbrücke sowie der Unruhkloben.
Das Werk ist ausgestattet mit 26 Funktions- und Lagersteinen, gesondert demontierbarem Federhaus, ein durch 3 Decksteine axial abgestütztes Sperrrad, Zentralsekunde, Bremsfeder außerhalb des Kraftflusses, Ankerhemmung mit poliertem Stahlanker und Stahlankerrad, einer großen Unruh und einer selbst kompensierenden Spirale.
Der automatische Aufzug mit 3 Reduktionsrädern und Wendehebel mit –rad ist unten in der Räderwerkbrücke gelagert. Der Rotor mit Schwermetallring und Trieb besteht aus einem 145° Segment und ist mit CuNiMn- Buchse auf dem Rotorlagerbolzen gelagert. Bei Kaliber 06-26 ist das Kalenderwerk bestehend aus Datumring, Datumplatte, Datumrolle und Kalenderrad 1 und 2 zusätzlich unter einer Plastdatumplatte montiert.
Frühe, goldene "Spezimatic" Kal.74 des VEB Glashütter Uhrenbetriebe
Mit der 1964 erfolgten Markteinführung der neu entwickelten, flachen Automatikuhr "Spezimatic", wurden in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre, von den GUB auch wieder Modelle mit massiv goldenen Gehäusen gefertigt. Das hier dokumentierte Modell wurde mit dem Basiswerk Kaliber 74 aus dem zweiten Quartal 1966, ohne Datumsanzeige ausgestattet. Diese Modellreihe wurde aufgrund der geringeren Nachfrage für Herrenarmbanduhren ohne Datum, gegenüber dem Kaliber 75, nur in einer relativ geringen Auflage gefertigt. Die Gehäuse dieser GUB- Herrenarmbanduhrmodelle, Kaliber 74 & 75 mit einem Feingehalt von 585/1000 haben einen Durchmesser von 34 mm.
Der jährliche Sortimentskatalog der Branche Uhren der Großhandels-gesellschaft Technik, weist die im jeweiligen Planjahr dem Handel von den 20 verschiedenen Uhrenproduzenten der DDR, für den inländischen Bedarf zu Verfügung stehende Uhrenmodellvarianten aus. Ebenfalls enthalten sind die Uhrenmodelle, die aus den Ländern des RGW eingeführt wurden. Die für den Export vorgesehenen Uhrenmodelle finden in diesem Katalog keine Berücksichtigung. Neben der Artikelnummer, der Artikelbezeichnung mit Beschreibung, Hersteller und Abbildungen, wird auch der jeweilige EVP in MDN ausgewiesen.
Eine Gewähr, dass die gelisteten Uhren auch im ausreichenden Umfang dem Handel zur Verfügung gestellt wurden, war nicht gegeben. Der Abschluss von Exportverträgen, die über die vom Außenhandel der DDR geplanten Größenordnungen hinausging, wurde zu lasten der inländischen Bedarfsabdeckung vorrangig realisiert. Der Redaktionsschluss für den 1968er Katalog war der 01.08.1967.
Prospekt für die Leipziger Messe 1974
Dieses original erhaltene Modell einer Herrenuhr der Glashütter Uhrenbetriebe ohne Datumsanzeige, in einem Goldgehäuse mit einem Feingoldgehalt von 585/1000, einem Durchmesser von 34 mm und einem ebenfalls massiv goldenen, aufgedrückten Boden, wurde im dritten Quartal des Jahres 1968 gefertigt. Die entsprechende herstellerseitige Prägung befindet sich neben der Kaliberangabe auf der Werkplatine. Die Spezimaticwerken Kal. 74 - neue Kaliberbezeichnung ab 1970 (06-25) - und Kal. 75 (06-26), die in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre in diese Goldgehäuse eingeschalt wurden, sind Werke der Serienproduktion, die weder in der Ausstattung noch in der Finissage Besonderheiten aufweisen.
Bei der hier gezeigten, original erhaltenen Herrenarmbanduhr Kaliber 74 (06 - 25) handelt es sich um eine spezielle Variante der Uhren des VEB Glashütter Uhrenbetriebe im Goldgehäuse. Waren die Gehäuse dieser Modellvariante aus der Weimarer Gehäusefertigung anfänglich noch komplett aus Gold mit einem Feingehalt von 585/1000, so wurde im Verlauf der Fertigungszeit der zum Gehäuse gehörige Druckboden nicht mehr in Gold, sondern in Edelstahl ausgeführt. Der trotzdem noch recht stolze Preis von 1020,- M macht deutlich, dass man es schon ganz gut verstanden hatte, die zuviel im Umlauf befindliche, aber nicht frei konvertierbare Währung Mark der DDR "abzuschöpfen". Der Goldwert des Gehäuses (7,8g, Feingeh. 585/1000) entsprach damals ca. 40 DM. Der monatliche Durchschnittsverdienst betrug Ausgangs der 1960er Jahre in der DDR ca. 750,- M.
Dieses Spezimaticmodell mit dem Werkkaliber 74 (06-25), ohne Datumsanzeige, des VEB Glashütter Uhrenbetriebe weist eine Besonderheit auf. Die dafür in der Serienproduktion verwendete Platine mit der Kaliberprägung 74 und der Prägung des Herstellungszeitraumes, 3. Quartal 1969, hat zifferblattseitig die Ausfräsungen für das Kalenderwerk, die ansonsten nur bei den Platinen des Kaliber 75 (06-26) vorhanden sind. Der Grund für eine derartige, nicht der Regel entsprechende Verfahrensweise der Verwendung von Rohplatinen des Kaliber 75 für das Kaliber 74 ist bisher nicht belegt, könnte sich aber möglicherweise durch einen Engpass in der Verfügbarkeit von Werkplatinen des Kaliber 74 erklären. Eine kurzfristige erhöhte Nachfrage für Spezimaticmodelle ohne Datumsanzeige, durch die staatlichen Handelsorgane der DDR, die planwirtschaftlich nicht absehbar und daher eigentlich nicht möglich war, wäre mit einem solchen „Kunstgriff“ doch noch realisierbar gewesen. Da die Preise aber von staatlicher Seite festgeschrieben waren, würde sich ein damit verbundener erhöhter Produktions- und Kostenaufwand negativ auf das planwirtschaftlich vorgegebene Betriebsergebnis auswirken, was den Ausnahmecharakter für eine solche Verfahrensweise erklären würde.
Herrenarmbanduhr VEB Glashütter Uhrenbetriebe aus dem Jahr 1965
Bei der hier vorgestellten Herrenarmbanduhr aus dem VEB Glashütter Uhrenbetriebe handelt es sich um ein sehr frühes Modell vom GUB Kaliber 74, ohne Datumsanzeige, dessen Werk im II. Quartal 1965 gefertigt wurde. Eingeschalt wurde die Uhr in ein mit 20 Micron vergoldetes Messinggehäuse mit einem Edelstahldruckboden und einem Gehäusedurchmesser von 36 mm. Diese Gehäuse wurden im VEB Uhrenwerk Weimar hergestellt und an die GUB geliefert. Da die Originalität dieser Gebrauchsuhren nach über 50 Jahren nur noch selten gegeben ist, kann man das nur noch mit Hilfe der Begleitpapiere feststellen. Im Originalzustand mit den kompletten Garantieunterlagen und dem Original Etui haben diese Uhren heute schon einen gewissen Seltenheitswert. Der sich dann auch in einem relativ hohen Sammlerwert ausdrückt.
Herrenarmbanduhr "Spezimatic" aus dem VEB Uhrenwerk Glashütte
Bei der hier vorgestellten, unrestaurierten Herrenarmbanduhr "Spezimatic" aus dem VEB Uhrenwerk Glashütte im VEB Uhrenkombinat Ruhla handelt es sich um das relativ seltene Werkkaliber GUB 74. Da die Uhren mit automatischen Aufzug ohne Datumanzeige in geringerem Umfang nachgefragt wurden, hielt sich auch ihre Auflagenstärke gegenüber dem Kaliber 75 mit Datumanzeige in Grenzen. Das Werk der Uhr wurde im 1. Quartal 1971 gefertigt, wie man durch die Prägung auf dem Rand der Platine sehen kann. Der gedrückte Edelstahlboden wurde noch mit "Made in Germany" geprägt. Kurze Zeit später wurden die GUB Uhren dann schon mit "Made in "GDR" (German Democratic Republic) signiert.
VEB Glashütter Uhrenbetriebe "Spezimatic" Exportmodell
Bei der hier vorgestellten, im Original mit Etui und Papieren erhaltenen Herrenarmbanduhr handelt es sich um ein Exportmodell einer "Spezimatic" Kaliber 74 des VEB Glashütter Uhrenbetriebe. Vertrieben wurde das Modell vom ehemaligen westdeutschen Versandhaus "Quelle". 1968 zum Zeitpunkt des Verkaufs der Uhr betrug der Preis 69,00 DM. Die Zifferblattsignatur weicht hier vermutlich auf Wunsch von "Quelle" mit der Bezeichnung "AUTOMATIC" und "SHOCKPROOF" von der in der DDR üblichen Signatur ab. Das vom VEB Uhrenwerk Weimar gefertigte 36 mm große, vergoldete Gehäuse sowie das Automatikwerk GUB Kaliber 74 unterscheiden sich aber nicht von den in der DDR vertriebenen Modellen.
Weitere Zifferblattvarianten beim GUB Kaliber 74
Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt den derzeitigen Kenntnisstand dar und wird, wenn neue verifizierbare Erkenntnisse vorliegen, entsprechend ergänzt.